Blog Tansania Nov./Dez. 2022

3. Dezember 2022: Fremd ist der Fremde nur in der Fremde

Mama, was macht dieser weisse Fremde hier?
Mama, was macht dieser weisse Fremde hier?

Dieser Ausspruch von Karl Valentin ist ein Leitmotiv für die Erfahrungen, die Migranten machen aber auch für uns selbst, weil wir alle immer wieder Fremde sind. Denn jeder Mensch erlebt in seinem Leben Situationen, in denen er sich fremd, nicht dazugehörend, ausgegrenzt fühlt. Das Erleben von Fremdheit tritt dann auf, wenn wir mit Ungewohntem oder Neuem konfrontiert werden. Die Auslöser für diese Erfahrungen können sehr vielfältig sein z.B. kann ein Umzug, ein Urlaub, die Begegnung mit Menschen aus anderen Kulturen, Menschen die Dinge ganz anders sehen, wie wir selbst Befremden auslösen. 

Fremdes wirkt mitunter bedrohlich und löst häufig Angst und Abwehr aus. Es gibt verschiedene Möglichkeiten damit umzugehen. Man kann die Augen verschliessen, dem Fremden aus dem Weg gehen, Begegnungen vermeiden oder sich damit auseinandersetzen und schauen, was man durch das Fremde gewinnen kann, welche Vorteile damit verbunden sind, welche neuen Erfahrungen gemacht, was man daraus lernen kann. 

2. Dezember 2022: Beeindruckende Begegnungen

Auge in Auge mit dem einsamen und mächtigen Büffel.
Auge in Auge mit dem einsamen und mächtigen Büffel.

Auf dem Weg zu einem weiteren Rangerposten werde ich von vielen beeindruckenden Zwei- und Vierbeinern verwöhnt, die sich von meiner Anwesenheit scheinbar nicht allzu sehr gestört fühlen. Bei einem Damm, der von FSS realisiert wurde, teilt sich ein einsamer Büffel das wenig verbliebene Wasser mit ein paar Enten, für die das zu Ende gehende und lebenswichtige Nass noch zum Baden reicht. Ein paar auf meinem Weg entgegenkommende Elefanten zwingen mich und meinen kleinen Suzuki Jimny nachzugeben und den mehr braunen als grauen Riesen den Vortritt zu lassen. Angekommen im Rangerposten Chubi zeigt sich mir diese kürzlich renovierte Unterkunft in neuer Schönheit und die solarbetriebene Grundwasserfassung ist ein Prototyp und eindrückliches wie ökologisches Vorzeigeprojekt, wie in Zukunft die von Jahr zu Jahr steigende Wasserknappheit für Mensch und Tier etwas gemildert werden kann. 

1. Dezember 2022: Von der Serengeti in den Tarangire Nationalpark

Rotschnabeltoko, er hat meinen Aufenthalt in der Lodge bereichert.
Rotschnabeltoko, er hat meinen Aufenthalt in der Lodge bereichert.

Heute heisst es Abschied nehmen von der Serengeti, die uns in den letzten Tagen mit ihrer wilden Natürlichkeit verwöhnt hat. Die Reise führt uns zurück Richtung Süden in den Tarangire Nationalpark, wo wir vom FSS ebenfalls Projekte (Rangerposten, Dämme, um Regenwasser für die Wildtiere zu sammeln usw.) finanzieren und realisieren. Bevor wir uns in der Tarangire Safari Lodge einquartieren, kriegen wir noch eine Audienz beim Tarangire Park Chef, Mr. Mombo, mit welchem wir die Partnerschaft und das gemeinsame Engagement im Park besprechen. Beim Entspannen in der Lodge lerne ich einen Rotschnabeltoko kennen, der scheinbar ebenfalls an diesem wunderbaren Ort eine Rast eingelegt hat. 

30. November 2022: Menschliche und tierische Überraschungen

Zwei wunderbar schöne Kronenkraniche
Zwei wunderbar schöne Kronenkraniche

Der letzte Tag im November überraschte mich in jeder Hinsicht, durch diverse unerwartete und faszinierende Begegnungen, angefangen mit diesen zwei prächtigen Schönheiten links im Bild, auf dem Weg zum Treffpunkt zu den Rangern, die mir zeigen wollen, wie sie Wilderer jagen, Fallen finden und diese entschärfen. Ein Rangertrupp besteht in der Regel aus einem Fahrer, einem Schützen, einem erfahrenen Truppenführer und zwei Rangern. Ihre Augen, Nasen und Ohren sind aber ihre eigentlichen Werkzeuge. Sie sehen, wenn ein Ast nicht natürlich am Boden liegt und von einem Wilderer platziert wurde, um Tiere in die Richtung der Falle zu lenken. Sie riechen, wenn etwas in der Luft liegt, das ungewöhnlich und verräterisch ist. Und sie hören die kleinsten Geräusche, die sie mit ihrer grossen Erfahrung genau zu deuten wissen. Und so dauert es nicht lange bis sie die erste Schlingfalle gefunden haben. Sie erklären mir den Aufbau der Falle und mit welchen Tricks die Wilderer die Tiere in die Falle locken. Es ist für mich absolut beeindruckend, wie überlegt, erfahren und koordiniert die Ranger bei ihrer Arbeit vorgehen.

Am Nachmittag inspizieren wir noch den Rangerposten Kirawira, der ebenfalls vor Jahren von FSS finanziert wurde und sich immer noch in einwandfreiem und gepflegtem Zustand präsentiert. Bei der Verabschiedung von den Rangern beim Posten werde ich gefragt, ob ich ein noch paar Tiere sehen möchte. Ich bin ein bisschen erstaunt über diese Frage, weil ich bei der Anfahrt zum Posten kein einziges Tier ausmachen konnte, deshalb antworte ich verdutzt mit "ja, gerne". Er führt uns nur ein kurzes Stück zum Fluss hinter dem Rangerposten und zu meinem Erstaunen wimmelt es dort von Krokodilen und Nilpferden. 

29. November 2022: Typisch Serengeti

Was für ein Glück so ein Bild zu erleben!
Was für ein Glück so ein Bild zu erleben!

Es gibt Dinge oder Szenen, die sieht man nur in der Serengeti, oder wenigstens ist dies mein Eindruck. Zum Beispiel die Migration der grossen Herden an Gnus und Zebras, aber auch die scheinbar unendliche Weite der unberührten Natur. Es ist eine Fülle an gut tuenden und ursprünglichen Eindrücken, wie ich mir innigst wünsche, dass die Welt mehr sein möge. Für mich ist Afrika immer wieder ein Ort, wo ich das finde, was mir auch wichtig ist und das ich im Norden nicht mehr finden kann. Deshalb gehe ich immer wieder nach Afrika, um dort die Balance und die Lebens erfüllende Inspiration zu erleben.

Afrika macht mein Leben einfach perfekt!

28. November 2022: Auf Nashornjagd - Mama Serengeti

Heute Vormittag steht das Fotografieren von Rhinos auf dem Programm und am Nachmittag wollen wir den Outpost Mabere besuchen. Wie wichtig zeitgemässe Kommunikationsmittel hier im Busch für den ökonomischen Einsatz von Zeit, Mensch und Maschine für die Orientierung und Absprache mit anderen Rangers ist, wird mir bei der Suche nach den Nashörnern deutlich bewusst. Wie will man sich sonst in dieser scheinbar unendlichen und unübersichtlichen Weite der Serengeti orientieren und bewegen? Zuerst finden wir ein einzelnes Nashorn mit dem Namen Soito ngumu. Es ist sehr scheu, ist laufend in Bewegung und so ist es nicht einfach die kurzen Verschnaufpausen des Nashorns mit unserer Verfolgung und der Kamerabereitschaft in Einklang zu bringen. Trotzdem gelingt es mir ein paar schöne Aufnahmen zu machen. Dank moderner Technik erfahren wir von einem anderen Team, dass "Mama Serengeti" und ein weiteres jüngeres Nashorn gesichtet wurden. Und so konzentrieren wir unsere Fotosession auf "Mama Serengeti" und das andere Nashorn. Als wir in die Nähe der beiden Nashörner kommen ist schon ein anderes Rangerteam da und obwohl alle mir mit Nachdruck versuchen zu beschreiben, wo die Nashörner im hohen Gras versteckt liegen, bin ich der Einzige, der sie nicht sieht. Ja, scheinbar muss man auch lernen solche Spuren zu lesen und richtig zu deuten. Wir versuchen uns gegen den Wind mit unserem Fahrzeug zu nähern und wir kommen bis auf ca. 40 Meter nah an sie ran, ideal zum Fotografieren, nur das hohe Gras erschwert ein bisschen das perfekte Bild. Man sollte die Tiere nur kurz durch unsere Anwesenheit stören, damit sie sich nicht bedrängt fühlen und in ein anderes Territorium abwandern, und so verlassen wir schon bald wieder diese faszinierende Szenerie. Wir werden aber an diesem Tag mit noch einigen anderen Überraschungen verwöhnt, so z.B. ein dürres Stück Grashalm, das sich als lebendes Geschöpf mit zwei verlorenen Beinen herausstellt, unser Fahrzeug, das nicht mehr anspringen will, eine Herde Elen-Antilopen, grosse Ansammlungen an Thomson-Gazellen und vieles mehr. Einmal mehr wurde mein Leben mit einem Tag, wie im Paradies bereichert.

27. November 2022: Von Arusha in den Serengeti Nationalpark

Immer wieder attraktiv und ein willkommenes Sujet.
Immer wieder attraktiv und ein willkommenes Sujet.

Heute geht's los, die Fahrt mit dem 4x4 Suzuki Jimny von Arusha in die Serengeti. Die Strasse ist wirklich übel, vor allem der Teil vom Ngorongoro Krater bis zum Gate des Serengeti Nationalparks. Beim Aussichtspunkt auf den Lake Manyara machen wir einen kurzen Halt, ebenso kurz darauf beim Viewpoint auf den Ngorongoro Krater. Immer wieder begegnen uns Massais auf der Strasse und auch die im Kreis angeordneten Dörfer werden von uns bemerkt. Wildtiere sind auf diesem Teil der Strecke kaum zu sehen. Das ändert sich aber schlagartig nach dem Gate in die Serengeti, wo wir nicht lange warte müssen, um die ersten Tüpfelhyänen zu erspähen. Auf dem Weg zu unserem Ziel, dem Tented Camp Asanja, besuchen wir noch einen sog. Outpost, den wir als Freunde der Serengeti (FSS) finanziert haben. 

24. November 2022: Cultural heritage centre in Arusha

Ist dieses Gemälde nicht wunderbar ausdrucksvoll?
Ist dieses Gemälde nicht wunderbar ausdrucksvoll?

Ich war heute Morgen im Cultural Heritage Centre in Arusha und was ich da zu sehen bekam, war einfach einmalig. Diese ausdrucksvollen Bilder, diese wunderbaren Schnitzereien. Aus dem vollen geschnitzte Szenen, z.B. mit flüchtenden Gnus oder mit Massen von Menschen, wobei jede Person oder jedes Tier für sich schon ein Kunstwerk darstellt. Diese Schnitzerei-Kunst hat alles, was ich bisher bewundert habe, in den Schatten gestellt. Und die Emotionen, die mich bei all dieser unglaublichen Kunst begleitet haben, ist einfach unbeschreiblich. Ich war tief berührt und konnte es selber kaum fassen, wie mir geschieht. Dieses Gefühl von Nähe, Vertrautheit und wie man es auch immer benennen mag, ist einfach da und man kann es nicht wegfühlen oder unterdrücken.

Und am Nachmittag war ich im Zentrum von Arusha. Genau das Gegenteil, oder etwa doch die gleiche Situation. Berührend und bewegend, was ich da live erlebte. Armut, Elend, alles um mich herum voll von lebendigen Geschichten, jede für sich eine Einmaligkeit mit dem Drang, das Überleben zu meistern und aus dem Nichts mehr zu machen. Immer bis zum äussersten präsent, das Glück und die entscheidende Begegnung zum besseren Leben ja nicht zu verpassen.

Das Leben, für jeden anders und stets für alle voller Erwartung und Hoffnung, egal, wo immer auf der Welt.

23. November 2022: Vorbereitung aus der Luft

FSS-Projekte in den Nationalparks Serengeti und Tarangire
FSS-Projekte in den Nationalparks Serengeti und Tarangire

Viele fragen sich wahrscheinlich: "Was macht DER schon wieder in Afrika?" In meinem Alter macht man ja je länger je mehr, was man gerne tun möchte, was man glaubt, einem gut tut und sonst erfindet man eben einen plausiblen Grund, es darf sich einfach nicht nach Fake anhören. Ich bin auch nicht hier, weil ich nach der Pensionierung unbedingt "Influencer" werden will, das habe ich nämlich schon bis jetzt nicht geschafft, nur um dies auch gleich klarzustellen. Ich bin schon froh, wenn sich ab und zu jemand auf meinen Blog verirrt, sonst wäre ja auch diese Arbeit ganz für die Katz, wie man so schön sagt. Nein, zurück zum Thema. Ich bin hier, weil man halt irgendwo seine Ferien verbringen muss. Und weil ich seit kurzem im Vorstand von "Freunde der Serengeti Schweiz" (FSS) bin, dachte ich, es macht ja wohl Sinn, wenn ich mir über die lokalen Projekte in Tansania direkt und selbst mal ein Bild mache. Und so bin ich eben hier und bereite mit der lokalen Projektleitung die Besichtigungstour für nächste Woche vor. Gestern habe ich mir mit dem Upgrade auf den Suzuki Jimmy den passenden Untersatz besorgt und heute habe ich die Koordinaten der FSS-Projekte in Google-Earth erfasst, damit ich in etwa weiss, wo's langgeht. Ich kann und will mich ja nicht blind alleine auf die Empfehlung meiner Begleitung verlassen. FSS unterstützt u.a. die Ranger diverser Nationalparks bei ihrem Kampf gegen Wilderei und ihrem Engagement für den Schutz der Artenvielfalt. Mehr dazu auch auf unserer FSS-Homepage. Alles klar? Wenn nicht, einfach fragen, wenn ich dann wieder zu Hause bin, aber lass dich dabei nicht "influencen".

22. November 2022: Vorbereitung auf allen Vieren

Mal schauen, wie der Jimny uns durch die Serengeti bringt.
Mal schauen, wie der Jimny uns durch die Serengeti bringt.

Während sämtliche leichten Geländewagen von Suzuki bereits seit 1968 in Japan unter der Bezeichnung Suzuki Jimny angeboten werden, erhielt in Europa erst die im Sommer 1998 vorgestellte dritte Generation als Nachfolger des seit 1981 gebauten Suzuki SJ diese Bezeichnung.

Da es in den letzten Tagen - "Gott sein Dank" oder Dank wem auch immer - geregnet hat und wir davon ausgehen müssen, dass die Strassen auf unserer Tour eher matschig als staubig sein werden, habe ich mich entschlossen einen 4x4 Upgrade auf meinen Vorderrad angetriebenen Mietwagen zu machen, dies auch, weil meine handwerklichen Künste sowie mein Spassgefühl für's Steckenbleiben eher unterentwickelt sind. 

Praktisch ist das schon, wenn man das Haus immer dabei hat.
Praktisch ist das schon, wenn man das Haus immer dabei hat.

Bin ich doch tatsächlich am Schreiben über den Suzuki Jimny, schaue kurz vom Tisch auf, durch das Fenster vor mir, und wen sehe ich da, "einen anderen 4x4 Jimny". Ein beachtliches Teil, mindestens so gross, wie ein Fussball an der Katarer Weltmeisterschaft, nur viel natürlicher. Schnell ein Griff zur Kamera, obwohl eigentlich keine Eile angesagt ist bei diesem Kriechtempo, und immer schön freundlich für meine Freunde zu Hause in die Linse lächeln. 

21. November 2022: Fortschrittlicher als wir?

Ein Strassenhändler in Daressalam (l.) verkauft herkömmliche Plastiktüten, während die Händler rechts von ihm Alternativen präsentieren.
Ein Strassenhändler in Daressalam (l.) verkauft herkömmliche Plastiktüten, während die Händler rechts von ihm Alternativen präsentieren.

Manchmal geht alles ganz schnell: Am 16.5. 2019 hat die Regierung Tansanias offiziell das Verbot von Plastiktüten aller Art angekündigt.

Gerade mal zwei Wochen später tritt das Verbot in Kraft: Ab 1. Juni 2019 dürfen keine Plastiktüten mehr in Tansania verkauft oder ins Land eingeführt werden. Full stop!

Wahrscheinlich brauchen wir Schweizer noch viele Jahre bis wir alle gefragt, ein passendes Gesetz erlassen und die müden Politiker geweckt haben.

Mehr dazu hier: intoeastafrica.net

Warum schreibe ich das? Ich war heute Morgen einkaufen und zu meiner positiven Überraschung habe ich für einmal an der Kasse keine Plastiksäcke aufgeschwatzt bekommen, sondern es gab nur recycelbare Gewebesäcke. Diesbezüglich könnte Namibia, aber auch wir im Norden, viel lernen von den wenigen Staaten, die es jetzt schon besser machen und nicht warten bis andere mit dem guten Beispiel vorangehen. Wie hat Mahatma Gandhi einmal gesagt: "Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt". Gescheit reden ist eben viel einfacher als gescheit handeln.

Heute habe ich dann auch noch die verantwortliche lokale Projektleiterin getroffen, die für Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) zusammen mit dem Afrika Delegierten Alex Rechsteiner massgeblich für die wirkungsvolle Umsetzung unserer Projekte verantwortlich ist. Wir haben zusammen unser Wirken der nächsten Wochen besprochen. Wir werden in der Serengeti, im Tarangire und Mkomazi Nationalpark diverse implementierte aber auch neue Projekte besuchen, um die Unterstützung der nächsten Jahre sicherzustellen und unseren Sponsoren die Dringlichkeit und Wichtigkeit für die Anliegen und Sorgen des Südens authentisch aufzuzeigen. Ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass wir uns gegenseitig brauchen, der Norden wie der Süden, wenn die Erde unsere gemeinsame Existenz sichern soll: "Die Welt hat genug für jedermanns Leben, aber nicht für jedermanns Gier":

20. November 2022: Leben inmitten paradiesischer Natur

Mein Häuschen inmitten wunderbarer Natur
Mein Häuschen inmitten wunderbarer Natur

Heute habe ich mich ein bisschen im paradiesischen Garten, in dem ich hier lebe, umgeschaut. Es wimmelt hier nur so von farbigen und spriessenden Eindrücken. Mit meiner Kamera versuche ich etwas von dieser Schönheit einzufangen und auf Pixel zu verewigen, um später meine Erinnerungen an die Zeit hier zu nähren.

Mit dem Gärtner Eliabu bin ich in die Stadt gefahren, um eine lokale SIM-Karte zu kaufen, damit ich den unanständigen Roaming-Gebühren der Schweizer Internet-Provider entgehen kann. Im gleichen Aufwasch konnte ich in einer Shopping-Mall Schweizer Franken in Tansanische Schilling (TZS) wechseln. Hier ist man schnell Millionär, denn mit etwas mehr als 400 Schweizer Franken ist man bereits Schilling-Millionär. So muss man sich nicht verwundern, wenn man für ein Nachtessen mit Getränken so um die 50'000 TZS bezahlt. Da kann man sich dann auch gleich noch grosszügig zeigen und ein paar Tausender Trinkgeld geben. Am Nachmittag ist dann Peter von der Autovermietung gekommen und hat mir den Toyota RAV ähnlichen Mietwagen gebracht, der eigentlich vertraglich vereinbart war. Zu meinem Erstaunen war das Fahrzeug nur unwesentlich in einem besseren Zustand als der altersschwache Prado, der Tank war nur halbvoll und das Profil der Vorderpneus kaum noch zu erkennen und höchstens tauglich, um bei trockener Witterung auf Asphalt zu bestehen. Auch dieser RAV-Verschnitt hatte weit über 100'000 km auf dem Buckel und was das bei den Fahrkünsten der hiesigen Kundschaft und den schlechten Strassen hier bedeutet, würde in der Schweiz schon lange reichen, um auf dem Autofriedhof die letzte Ruhe zu finden. Auf jeden Fall ist das ganze Mietwagen-Geschäft in Namibia um Welten besser als hier in Tansania. Aber man muss eben mit den Bedingungen (über-)leben, die hier üblich sind. Ich habe den Eindruck, dass das Leben hier in Tansania nochmals anspruchsvoller ist als in Namibia. 

19. November 2022: Ankunft in Arusha

Links die Arusha Coffee Lodge, rechts der Strasse die Lush Cottages, wo ich wohne.
Links die Arusha Coffee Lodge, rechts der Strasse die Lush Cottages, wo ich wohne.

Die Ankunft gegen 8 Uhr morgens im Kilimanjaro Airport war in etwa wie versprochen, es brauchte aber viel Zeit, um die leidige Administration abzuwickeln und durch die Passkontrolle zu kommen, geschätzte 2 Stunden.

Draussen erwartete mich Peter von der Mietwagen-Firma. Er erklärte mir, dass mein Toyota RAV noch nicht verfügbar sei, aber dass ich grosszügigerweise ein kostenloses Upgrade auf den grossen 4x4 Toyota Prado hätte. Zudem sollte ich dann noch die Kaution von 1000 USD von MEINER Kreditkarte über SEIN Smartphone begleichen, weil ich mit meinem Telefon keinen Internet-Empfang hatte, was mir gar nicht gefiel und die Bank dann «Gott sei Dank» auch nicht zuliess. Wir einigten uns schliesslich, dass ich ihm die Hälfte, also 500 USD, bar gegen eine Quittung als Ersatz für die entgangenen elektronischen 1000 USD gebe. Der Prado war zwar ein 4x4, aber das war’s dann auch schon, «Pfupf» hatte er überhaupt keinen, was das Überholen recht abenteuerlich machte und vor mir auf dem Armaturenbrett leuchteten mir mehrere gelbe und rote Symbole warnend entgegen. Sie wollten mich wohl vorsorglich darauf aufmerksam machen, dass jederzeit etwas an diesem alten und stark lädierten Prado seinen Dienst versagen könnte und ich mich darüber nicht wundern sollte. Mit diesem verwundeten «Allrädler» konnte natürlich nicht jedes Überholmanöver auf Anhieb gelingen, dass mir dabei aber auch noch eine Polizistin zuschauen musste und mir dafür eine Busse anstatt einer Belohnung verabreichen wollte, machte den Tag auch nicht besser. Nach langem hin und her und vielen Argumenten dafür und dagegen einigten wir uns auf ein Unentschieden, ich kriege keine Belohnung und sie kein Bussengeld. Mit einigen Schutzengeln im Gepäck sowie mehr Umwegen und Suchen als mir lieb war, habe ich schlussendlich kurz nach Mittag die Arusha Coffee Lodge (siehe Bilder unten) erreicht, die nur ca. 300 Meter von meiner Unterkunft, der Coffee-Burka, entfernt ist. Etwas Essen und Trinken haben dann meine Glücksgefühle wieder auf Trab gebracht und auch das Cottage auf der Coffee-Burka ist einfach nur traumhaft und «ne Wucht». So verlief der erste Tag turbulent, aber nicht weniger eindrücklich. «Ende gut, alles gut». 

Es berichtet: Urs Häusermann