Es ist schon erstaunlich, was ich auch heute noch Tag für Tag lerne. Es stimmt eben doch, dass man nie ausgelernt hat oder sonst ist man schnell weg vom Fenster, so ganz nach dem Sprichwort: Vogel friss oder stirb. Folgende drei Artikel haben mir echt zu Denken gegeben, weil ich dabei feststellte, wie naiv ich wohl sein muss, dies nicht für möglich gehalten zu haben.
Erstens: Über 60 Prozent aller Stellen in der Schweiz werden niemals auf Jobportalen im Internet veröffentlicht. Noch viel extremer sind die Zahlen einiger Grossfirmen: Denner, Ikea oder Novartis beispielsweise schreiben nicht einmal 10 Prozent ihrer offenen Stellen auf grossen Jobportalen aus. Ikea nennt als Grund unter anderem, dass man durch die eigene Website oft bereits genügend geeignete Bewerber finde. (Diesen Punkt kann ich ja noch verstehen und nachvollziehen.)
Zweitens: Jobsuchende denken beim Schreiben einer Bewerbung normalerweise an einen Menschen in der Personalabteilung, der ihre Unterlagen im besten Fall wohlwollend prüft. Doch immer öfter entscheidet eine Software, welcher Kandidat es in die engere Auswahl schafft. Beim sog. CV Parsing durchsucht die Software die eingereichten Lebensläufe etwa nach dem Namen des Bewerbers, aber auch nach Schlüsselbegriffen, Titeln und Daten. So findet der Bewerbungs-Roboter beispielsweise heraus, wie gross und wie relevant die Erfahrung des Bewerbers für eine offene Position ist. (Vielen Dank Roboter, dass du mich wenigstens so gut kennst, auch wenn du mich nicht verstehst.)
Drittens: Ob man die Technologie nun befürwortet oder nicht: Es gibt zumindest einige Kniffe, wie man seine Bewerbungsunterlagen roboterfreundlich macht und seine Chancen auf den Traumjob erhöht. (Also, schon mal überlegen, wie ich in einem ersten Schritt den Roboter überlisten kann und erst danach die Linien- und Personalverantwortlichen.)
Wenn ich nun mein Wissen und meine Meinung zu codierten Arbeitszeugnissen, zu Plagiaten, d.h. wenn z.B. Studierende ihre Master- oder Doktorarbeit mehr von anderen abkopieren als selber schreiben oder sogar reich und dumm genug sind, um die Prüfungsarbeit von einem sog. Ghostwriter schreiben zu lassen, in obige Studienergebnisse einfliessen lasse, dann frage ich mich schon wie weit wir in unserer Entwicklung inzwischen und tatsächlich sind. Das kommt mir ja vor wie: Nur nicht die Wahrheit sagen, nur nicht authentisch sein, denn dies bringt ausser einem guten Gewissen überhaupt nichts. Als Kind haben wir ab und zu das Kartenspiel "der Lügner" gespielt, und ich hätte mir damals nie gedacht, dass daraus mehr werden könnte. Und, ich war damals schon ein schlechter Lügner.
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