rundulife.ch: Blog-Archiv vom August 2015
Sa
01
Aug
2015
Die Heimreise hat begonnen
Gestern hat Regula die Heimreise angetreten und so sind wir mit dem kleinen Flieger von Rundu nach Katima Mulilo und anschliessend nach Windhoek geflogen. Irena Bosnjak und Nadine
Wipfli, zwei Studentinnen der PH Luzern, die in
Rundu während 6 Wochen einen Wissens- und Erfahrungstransfer praktizierten, haben unsere Reise nach Windhoek bereichert.
So
02
Aug
2015
Ohne Abschied - Kein Wiedersehen
Ja, Abschied nehmen fällt schwer, wenn man sich so gut versteht und es zusammen so gut hat. Aber wer das Wiedersehen erleben und geniessen will, der muss auch den Mut haben Abschied zu nehmen.
Ohne Ende kein Anfang, ohne Sonne kein Schatten und ohne Saat auch keine Ernte. Wir haben gesät und jetzt liegt es an uns, dass daraus etwas wird. Und dazu gehört eben auch Abschied nehmen, sich
um die Saat zu kümmern und wenn die Zeit gekommen ist, sich über die Ernte zu freuen, dankbar zu sein für den Ertrag und das Wiedersehen zu schätzen. Und wir sind sehr zuversichtlich,
dass wir in 1½ Jahren eine gute Ernte haben können, wenn wir so weiter machen, wenn nicht noch ein grosses Unwetter oder ein Unglück uns davon abhält. Auf Wiedersehen im Dezember in der
Schweiz;-))
Mo
03
Aug
2015
Schweizer Nationalfeiertag in Namibia
Es war einmal mehr eine grossartig organisierte 1. August Feier, zu welcher der Schweizer Club Namibia auf der Farm Neuweiler von Fabienne Schuwey geladen hatte. Etwa 75 Personen haben daran
teilgenommen und alles war einfach perfekt "orchestriert": Das Ambiente auf der Farm, das feine Salatbuffet, die köstlichen Würste, das Dessertbuffet mit Schenkeli, Fasnachtsküchle und
Caramel-Gipfeli und nicht zuletzt die unterhaltsame musikalische Begleitung mit dem "Jodlerchörli". Aber ganz besonders hat mir gefallen, die vielen interessanten Menschen kennen zu lernen. Es
ist einfach unglaublich, was man hier so alles an Lebensgeschichten erfahren kann und plötzlich stellt man sogar fest, dass man vor bald einem halben Jahrhundert im selben Schulhaus in der
Schweiz zur Schule gegangen ist. Vielen herzlichen Dank dem Schweizer Club Namibia und Fabienne Schuwey für die perfekt organisierte Geburtstagsfeier! Der Tag, die Begegnung wird uns immer
in bester Erinnerung bleiben.
Di
04
Aug
2015
Zurück an die Arbeit
Heute geht es nach einem Monat Ferien wieder an die Arbeit und das ist gut so. Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen, weil ich mir sicher bin, dass sich viele meiner Arbeitskollegen und
-kolleginnen ebenfalls sehr freuen, dass ich wieder zurück bin. Schon letzte Woche als ich ungeplant für einen Tag arbeiten ging, haben mich am Morgen die Putzfrauen sehr herzlich begrüsst und
wem ich auch während dem Tag begegnet bin, immer bin ich auf eine ehrliche Freude und ein sonniges Strahlen getroffen. Ich schätze es sehr, dass ich mich mit den Menschen hier so gut verstehe, so
macht das Arbeiten noch mehr Spass;-))
Mi
05
Aug
2015
Wunder der Technik
Draussen ist es stockdunkel. Der Strom hat sich wieder einmal verabschiedet. Obwohl es erst 18 Uhr ist, erhellen keine Strassenlaternen das Dunkel der Nacht und nur wenig oder gar kein Licht ist
in den Nachbarhäusern zu erkennen. Die Campinglampe, der ich erst letzte Woche mit neuen Batterien wieder Leben verschafft habe, steht auf meinem Stubentisch und beleuchtet punktuell meinen PC
und die Skype-Verbindung mit Regula in der Schweiz. Mein Computer läuft im Moment mit Energie aus dem Akku und die Internetverbindung funktioniert ebenfalls mit dem neuen und Batterie gespiesenen
Akku des Hotspots von telecom. Es ist schon unglaublich, obwohl der Strom weg ist, habe
ich Licht im Haus, kann skypen mit Regula und über Internet sogar diesen Blog schreiben. Und als Tüpfelchen auf dem "i", werde ich mir jetzt auf dem Gaskochherd noch meinen Znacht kochen;-)) Ach,
wie bin ich doch privilegiert und unabhängig, das müsste ja alles gar nicht sein.
Do
06
Aug
2015
Grillbratwurst mit Senf und Rösti
Schau dir mal diese wunderbaren Bratwürste an. Die sehen ja aus wie echt und ich kann dir versichern, das sind sie auch. Und schmecken tun sie auch wie echte Kalbsbratwürste aus der Schweiz,
obwohl die Zutaten mit einem jungen Orix und einigen anderen lokalen (geheimen) Ingredienzien anders sind. Barbara, Hansj und ich haben einige Würste an der 1. August Feier gekauft und da diese
frisch am Besten sind, konnten wir mit der Vernichtung der gebogenen Wurstmasse nicht warten. Dazu gehört natürlich ein feiner Senf. Da Brot in Namibia nicht gerade ein Highlight ist, haben wir
eine goldgebrannte Rösti serviert. En Guete!
Fr
07
Aug
2015
... zwischen Welten, Traum und Wirklichheit
Zur Zeit bin ich mir am überlegen, ob ich wieder einen Vortrag machen soll, wenn ich im Dezember in der Schweiz bin. Wenn ja, dann wäre der Titel meiner Präsentation "Leben zwischen
Welten", "Gedanken und Emotionen auf Abwegen" oder "Zwischen Traum und Wirklichkeit". Dabei ginge es um meine Wahrnehmung, Gedanken, Gefühle über die
Unterschiede, den Kontrast, das Leben zwischen Nord und Süd. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob dieses sehr persönliche und nicht leicht verdauliche Thema, das reich an Fragen und arm an
Antworten sein würde, die Menschen zu Hause auch tatsächlich interessiert. Mal schauen, wie ich mich entscheide, ich habe ja noch etwas Zeit.
Sa
08
Aug
2015
Mr. Nauyoma - Unser Leader
Ich bin und werde immer wieder überrascht, wie ausgezeichnet und vorbildlich unser neuer Direktor, Mr. Nauyoma, als Leader all die Herausforderungen und Sorgen im Bildungsbereich angeht und
"managet". So wieder einmal diese Woche geschehen. Nächste Woche bin ich mit dem Finanzchef und zwei weiteren Mitarbeitern an einem Budgetworkshop in Windhoek. Mr. Nauyoma liess uns wissen, dass
er am Freitagnachmittag eine Sitzung mit uns haben möchte, um von uns zu erfahren, wie wir uns auf das Arbeitstreffen in Windhoek vorbereitet haben und was unsere Argumente und Fakten sind, damit
die finanziellen Sorgen und Anliegen der Bildungsdirektion Kavango in Windhoek auch wirklich verstanden werden und Gehör finden. Das ist doch einfach super, wie er als Direktor uns fordert
und unterstützt! Ohne diese Sitzung mit ihm, würden wir wohl mit einigen Pfeilen weniger im Köcher nach Windhoek reisen und die Aussicht auf Beute wäre nicht so rosig. Leader, wie Mr. Nauyoma,
sind der lebende Beweis, was alles möglich ist und bräuchte Afrika unbedingt mehr!
So
09
Aug
2015
Rundu - Windhoek ...
... mit der Rhätischen Bahn? Natürlich nicht, das wäre zu schön, wenn ich heute ein Ticket der Rhätischen Bahn hätte und mich durch die wunderbare
bündnerische Bergwelt nach Windhoek "chauffieren" lassen könnte. Die Realität sieht aber anders aus. Irgendwann, wenn klar ist, mit welchem Fahrzeug wir die Reise nach Windhoek unter die
Räder nehmen können und wir alle Passagiere an ihren Wohnorten gefunden und eingeladen haben, werden wir die 700 km Richtung Süden in Angriff nehmen. Die 700 km sind tatsächlich immer wieder
eine Art K(r)ampf, denn so gilt es doch die Strecke von St. Gallen nach Genf und zurück in 7 bis 8 Stunden - und am besten vor Einbruch der Dunkelheit, ohne Wildschaden
und ohne Busse für zu schnelles Fahren - zu bewältigen. En schöne Tag für alle, die heute nicht auf der Strasse sein müssen.
Mo
10
Aug
2015
That's Africa
Pünktlich mit 45 Minuten Verspätung und einem blinden Passagier (d.h. total 5 Personen im Fahrraum und mit entsprechend viel Gepäck für eine Woche im Kofferraum;-(( haben wir in Rundu den
"Take-off" für unsere überfüllte Kiste (Toyota Corolla) Richtung Windhoek erhalten. Der Pilot hat flott Fahrt aufgenommen und der japanischen Edelkonserve tüchtig die Sporen gegeben, d.h. immer
so mit rund 160 Sachen gen Süden. Ich habe mich schon gefragt, ob er das alles absichtlich macht oder einfach ein bisschen abwesend ist? Nach etwas mehr als 300 Kilometern und nervigem sowie
zu langem Langsamfahren (ca. 140 km/h) hinter der Vorderfrau, hat unser tollkühne Fahrkünstler mit durchgetretenem Gaspedal und viel Anlauf zum finalen Überhohlmanöver angesetzt. Wir haben
uns alle nur fragend und hoffnungsvoll angesehen und gebetet, dass jetzt auch wirklich kein entgegenkommendes Fahrzeug am Horizont auftaucht. Und tatsächlich, nach einem nicht enden wollenden
Kampf um wenige km/h Geschwindigkeitsunterschied waren wir endlich vorne. Wir alle waren so mit unserem (Ab-)Leben beschäftigt, dass wir die Geschwindigkeitskontrolle vor uns gar nicht bemerkt
hatten und uns fragten, wieso auf einmal ein Polizist aufgeregt winkend uns zum Halten auffordern will. Das alles ging so schnell, dass wir nur noch im Rückspiegel den aufgebrachten Polizisten
immer kleiner werdend entschwinden sahen. Selbstverständlich wusste keiner von uns, was in einem solchen Fall zu tun ist und so fuhren wir mit ordentlichen und gezähmten 120 km/h und die
Unschuldigen "spielend" einfach weiter. Kurz darauf tauchte ein immer grösser werdendes Polizeiauto im Rückspiegel auf und wir alle waren uns einig, dass hier einer kommt, der weiss, was zu tun
ist und es uns jetzt definitv an den Kragen gehen wird. Aber nichts da, mit stark überhöhter Geschwindigkeit flitzte der Streifenwagen an uns vorbei und zu unserem Erstaunen setzte er sein
Überholmanöver fort bis er nicht mehr zu sehen war. Wir werden wohl nie erfahren und verstehen, was uns soeben passiert oder eben nicht passiert ist. Beim Tankstopp nach 450 km in Otjiwarongo
machten wir endlich den längst fälligen Fahrerwechsel, indem ich - Gott sei Dank - die Chance erhielt unser Glück weiter zu chauffieren. Nach etwa 10 km bemerkte glücklicherweise der
Startfahrer, dass er die Kreditkarte vom Tankwart nicht zurück erhalten und die Quittung nicht visiert hatte. Damit war klar, das Ganze halt, wenden, zurück fahren und hoffen, dass auch dieses
Malheur so glimpflich
abläuft wie die Geschichte mit dem winkenden Polizisten. Und tatsächlich, der Schutzengel oder wer es auch immer war, hat auch hier zum Rechten geschaut und wir sind schlussendlich - Ende gut,
alles gut - wohlbehalten und glücklich in Windhoek gelandet.
Di
11
Aug
2015
Budgetworkshop im Hotel Thule
Bis anhin hatten wir alle Budgetworkshops im Gebäude des Finanzministeriums. Die neue Finanzdirektorin - anstelle von Gerd Beyleveld - hat sich nun aber mit Erfolg dafür entschieden, die
Arbeitssitzung im Hotel Thule durchzuführen, damit die
Präsenz der Teilnehmer grösser ist. Am alten Ort war die Beteiligung am Meeting, durch Kollegenbesuche in anderen Abteilungen während der Arbeit und weil einige Teilnehmer immer wieder viel zu
spät von der Mittagspause in der Stadt zurück gekehrt sind, sehr unbefriedigend. Die Direktorin hat wahrlich keinen einfachen Job, denn um die beschränkten finanziellen Mittel balgen sich zu
viele hungrige Regionen und deshalb kann man dabei fast nur verlieren. Aber sie hat ihre sehr heikle Aufgabe am ersten Tag - aus meiner Sicht - hervorragend gemacht. Und es ist auch für mich
immer wieder eine sehr schöne und bereichernde Begegnung, wenn ich die "alten bekannten" Finanzverantwortlichen aus den anderen Regionen von Namibia treffen kann. Es war ein strenger aber sehr
zufriedenstellender erster Tag und ich schätze es einmal mehr sehr, dass ich das alles machen und erleben kann.
Mi
12
Aug
2015
Hochzeitsdress
Am übernächsten Wochenende (21. - 24. August) fahre ich nach Oshakati (Ovamboland), da ich zu einer Hochzeit eingeladen bin. Die Schwester des Finanzchefs heiratet und weil ich inzwischen ein guter Freund von Pandu bin - und vielleicht auch weil es eine kleine Attraktion ist,
einen Weissen an der Hochzeit zu haben und mit der Hoffnung auf ein generöser Hochzeitsgeschenk? - erhielt ich auch eine Einladung. Das ist für mich natürlich eine besondere Ehre und
eine einmalige Gelegenheit bei einem so speziellen Anlass in einem so anderen Kulturkreis teilnehmen zu können. Und so bin ich gestern mit Pandu zur Polizeistation gefahren und die ältere Dame am
Empfang hat Mass von mir genommen. Sie wird nun für mich so ein Gewand - ähnlich dem im Bild links - schneidern. Ich habe mir vorgenommen, dass ich an den zwei Festtagen fotografieren und den
Brautleuten als Geschenk ein Fotobuch von ihrer Hochzeit widmen werde. Pandu hat mir übrigens geraten, mein Zelt für die Übernachtung mitzunehmen und ich bin mal gespannt, was mich da sonst noch
alles an Neuem erwartet;-))
Do
13
Aug
2015
Sondereinsatz für Namibia
Als Vorbereitung für den Budgetworkshop hatte Pandu, der Finanzchef, die Idee, die Lohndaten der Lehrer und Angestellten aus dem Finanzsystem auszulesen. Damit wäre dann viel genauer möglich die
Lohnkosten für nächstes Jahr zu analysieren, zu prognostizieren und zu budgetieren. Es wusste einfach keiner im Bildungsdepartement wie man das "anstellt". So machte ich mich daran dies
herauszufinden und siehe da, relativ schnell hatte ich eine Möglichkeit gefunden die Daten als Textdatei zu exportieren und anschliessend als Datensatz in Excel einzulesen und zu formatieren. Mit
dieser Datenanalyse tauchten wir dann am Workshop hier in Windhoek auf und die Finanzdirektorin, aber auch die Finanzverantwortlichen der anderen Regionen, waren hell begeistert von unserem
Vorgehen. Und so habe ich die letzten zwei Tage mehrheitlich nicht im Hotel Thule am Budgetworkshop teilgenommen, sondern im Finanzministerium über 50'000 Datensätze aus dem zentralen
Personenverwaltungssystem ausgelesen und in Excel aufbereitet. Heute nun wird jede Region mit diesen Informationen relativ einfach und viel genauer den Aufwand für die Lohnkosten im nächsten
Jahr budgetieren können. Es befriedigt ungemein, wenn man sich nützlich machen kann und die Arbeit dermassen geschätzt wird;-))
Fr
14
Aug
2015
Thanks so much, Tate Urs! God bless you.
Gestern war ein grossartiger Tag für mich und scheinbar für meine Finanzkollegen aus den anderen Regionen auch. Sie haben sich herzlich mit: "Vielen Dank, Urs! Gott segne dich." bei mir für die aufbereiteten Lohndaten bedankt. Mir sind dabei fast die Tränen gekommen, aber als Mann gehört sich dies ja nicht. Die Bedeutung von "Tate" ist: "Höfliche Anrede für einen älteren Mann (aus dem Oshiwambo entlehnt)". Hier finden sich übrigens noch andere interessante Wörter, die in Namibia oft zu hören sind. Scheinbar hat sich mein Wirken inzwischen auch an andereren Stellen rumgesprochen, denn am Nachmittag hat mich die Finanzdirektorin gefragt, ob ich meine Lohndaten in einer etwas anderer Form auch für das Finanzministerium aufbereiten und zur Verfügung stellen könnte? Was kann man sich Schöneres wünschen, als dass die Arbeit die man gut kann und gerne macht von anderen gebraucht und geschätzt wird? Ja, im Moment - und dieser Moment dauert nun schon mehr als ein Jahr - bin ich wirklich in einem Hoch, gerade so, wie das Wetter in der Schweiz diesen Sommer;-))
Sa
15
Aug
2015
Das war wirklich eine g...e Woche!
Ja, das war tatsächlich eine gute Woche! Ich bin so richtig zufrieden und es könnte nicht besser sein. Mein Eindruck ist, dass wir noch nie so detailliert und "stimmig" das Budget definiert
haben. Wir waren sehr gut vorbereitet und hatten auch viel besseres Datenmaterial als vor einem Jahr. Die Lokation im Hotel Thule und der interessante Austausch mit den Finanzkollegen aus den anderen Regionen von Namibia war fast so schön, wie der unglaubliche "Hagel"
von Sternschnuppen am Himmel. Und so reisen wir heute mit total schönen Erinnerungen und glücklich nach Rundu zurück. Ich hoffe jedoch, dass die Fahrt etwas weniger turbulent verläuft
als die Hinfahrt am letzten Sonntag;-))
So
16
Aug
2015
Gelassenheit üben an den Fahrkünsten anderer
Weisst du, wie du damit umgehst, wenn der Fahrer / die Fahrerin des Autos in dem zu gerade sitzt, eine so ganz andere Fahrweise pflegt, wie du selbst? Ja, das kann einen ganz schön zum Schwitzen
und die eigene Emotion zum Kochen bringen. Oder bei dir etwa nicht? So habe ich mich z.B. gestern bei der Fahrt von Windhoek nach Rundu gefragt, wie ich den Fahrer schonend und nicht
belehrend darauf hinweise, dass das Auto 6 Gänge hat? Scheinbar haben ihn die quälenden 5000 Umdrehungen pro Minute des Motors und die damit verbundene grössere Geräuschkulisse nicht wirklich
beeindruckt. Und wie soll er das auch merken, denn sein eigener Wagen hat - wie die meisten Autos hier - nur 5 Gänge und die 6 auf dem Ganghebel kann ja so vieles bedeuten. Und da ich mich
einerseits nicht wirklich über meine optimale Reaktion auf die für mich ungewohnte Fahrphilosophie des Lenkers entscheiden konnte und ich andererseits das, was soeben neben mir passierte als gute
Gelegenheit entdeckte, um meine Gelassenheit auf die Probe zu stellen, intervenierte ich nicht und versuchte cool zu akzeptieren, was es zu akzeptieren gilt. Als es nach einiger Zeit immer wärmer
im Auto wurde, versuchte der Fahrer mit mehrmaligem Druck auf den A/C Knopf die Air Condition in Betrieb zu setzen. Da sein Wirken jedoch ohne Wirkung blieb, sagte er enttäuscht und fragend zu
mir: "Die Air Condition scheint nicht zu funktionieren". Er bedankte sich höflich für meinen Hinweis, dass bei ausgeschalteter Lüftung die Air Condition nicht läuft und stellte zufrieden die
Lüftung auf Stufe 2. Nach 250 km habe ich mich dann anerboten die Weiterfahrt zu übernehmen und immer wenn mein Sitznachbar den Klappgriff oben links neben seinem Kopf zu Hilfe genommen hat,
waren ihm wohl meine Fahrkünste auch nicht ganz geheuer;-)) Ja, so eine Autofahrt kann eine ganz gute Schule sein, um Gelassenheit und Verständnis zu üben.
Mo
17
Aug
2015
Superspar in Windhoek
Der Superspar in Windhoek ist ein
Einkaufsparadies, wo man u.a. auch Originalprodukte aus Europa kaufen kann und so habe ich meinen Aufenthalt letzte Woche in der Hauptstadt von Namibia auch dazu genutzt, um Waren
einzukaufen, die man hier in Rundu nicht kriegt. Als Beute von meinem Einkauf habe ich folgendes nach Hause gebracht: Fondue, Senf, Essig, Olivenöl, Meerrettich und last but not least Cervelats,
Emmentaler und Greyerzer Käse. Gestern Abend habe ich dann mit Barbara und Hansj einen feinen Wurst-Käse-Essiggurken-Salat gebastelt und es war einfach nur wunderbar wieder einmal diese
Schweizer Spezialität zu geniessen. En Guete!
Di
18
Aug
2015
Hochzeitsvorbereitung
Die zwei zum Hochzeit passenden "Hemden" habe ich von der Schneiderin in Windhoek erhalten. Am Samstag in der Kirche hat man mit Krawatte und Anzug zu erscheinen. Anschliessend darf oder muss man
sich umziehen und für die Geschenkübergabe am Wohnort der Frau das traditionell violett-weinrote Hemd anziehen. Mein Geschenk wird ja ein Fotobuch von der Hochzeit sein und ich werde noch
eine schöne Karte mit meinen besten Wünschen für den gemeinsamen Weg kreieren. Am Sonntag findet dann die zweite Halbzeit der Feier am Wohnort des Mannes statt und dabei kommt dann das Hemd
rechts im Bild zum Einsatz. Wie schon erwähnt, werde ich am Freitag ins Ovamboland fahren und meine Campingausrüstung wird mir als Wohnquartier dienen. Ich bin wirklich sehr gespannt auf das, was
mich hier alles erwartet.
Mi
19
Aug
2015
Gewürze schmecken gut und wirken Wunder
Weniger Salz dafür etwas mehr Gewürze bitte! Jetzt, wo ich wieder in Rundu bin, kann ich meinen Zitronen-Honig-Ingwer Tee wieder geniessen. Den habe ich letzte Woche in Windhoek
schon ein bisschen vermisst und ich habe einfach das Gefühl (beweisen kann ich es natürlich nicht), dass mir vor allem die Zitrone und der Ingwer sehr gut bekommt. Wie auch immer, es gibt
natürlich noch viele andere Gewürze, die Speisen und Getränke verfeinern und gleichzeitig für Körper und Geist gesund sind. Hier zur Erinnerung eine kleine Zusammenfassung über diese Wunder
wirkenden Ingredienzen. Wieso nicht wieder mal etwas mehr Koriander, Kardamon, Kurkuma, Zitronengras, usw. und etwas weniger Salz für die Zubereitung der Speisen gebrauchen?
Do
20
Aug
2015
Heute kein Blog
Wie fast jeden Morgen zwischen 4 und 5 Uhr sitze ich am Stubentisch. Neben mir eine Tassse Kaffee spezial, d.h. die Hälfte davon ist Nescafé Cappuccino, ungezuckert natürlich, und die andere
Hälfte Espresso aus der echten italienischen Espressokanne, wie es sich gehört. Was heute aber etwas speziell ist, dass ich eigentlich nicht wirklich weiss, was ich schreiben soll. Schon
gestern Abend hatte ich keine zündende und befriedigende Idee und die Nacht hat mich auch nicht weiter gebracht. So bin ich halt noch am Studieren und Schreiben, was ich gerade denke. Für Morgen
habe ich das Thema nämlich schon. Ich werde dir berichten, wohin die Reise zur Hochzeit genau geht. So wirst du noch zum richtigen Namibia-Kenner, wenn du willst und interessiert bist;-)) Und die
Tage darauf dürften die Hochzeitsfeierlichkeiten meinen Blog bestimmen. Diana, die Hündin des Nachbarn ist übrigens auch schon zum Platzen dick. Ich bin mal gespannt, wie viele junge Hündchen sie
bald auf die Welt bringen wird. Aber darüber dann später, wenn es soweit ist. Na gut, dann gibt es eben heute nichts Neues zum Lesen, als dass ich nichts weiss und dir das schreibe, nicht dass du
noch denkst: "Aha, nun endlich weiss der Urs nichts mehr!". Und ich werde jetzt ohne schlechtes Gewissen die Aargauerzeitung im Internet lesen, anschliessend Duschen gehen, Zähne putzen und
dann um 6:45 Uhr geht's ab ins Geschäft. Vielleicht Morgen mehr, sorry;-((
Fr
21
Aug
2015
Fortuner hat Prostatitis
Anfangs Woche habe ich festgestellt, dass mein Toyota Fortuner an Prostatitis leidet. Überall, wo ich mein Wagen hingestellt habe, war beim Wegfahren eine feuchte Stelle, die zwar nicht nach Urin, aber nach Diesel
gerochen hat. Und da ich in den nächsten Tagen wieder einmal über 1000 km "abspule", hat Chris (mein Mechaniker) gestern in einer Sonderschicht den Grund für das unangenehme "Tröpfeln"
lokalisiert und anschliessend den lecken Zusatztank ausgebaut. Er wird diesen nun reparieren und nächste Woche wieder einbauen. Und so fahre ich halt heute mit 40 Liter weniger Diesel an Bord und
einem Tankstopp mehr nach Ondobe ins Ovamboland an die Hochzeit. Und bitte nicht denken, dass mir wieder nichts in den Sinn gekommen ist, wenn in den nächsten zwei, drei Tagen kein neuer Blog
aufgeschaltet ist. Ich weiss wirklich nicht, ob es mir aus gesundheitlichen und technischen Gründen möglich sein wird meinen Blog während den Hochzeitsfeierlichkeiten "à jour" zu
halten;-))
Sa
22
Aug
2015
Es war einfach nur so ...
... wie auf dem Bild links zu sehen, aber alles schön der Reihe nach. Starten wir mal mit meinen Eindrücken vom ersten Tag, bzw. nach der Ankunft bei Pandu zu Hause in Ondobe. Ich treffe auf ein
äusserst emsiges Treiben im zeltumlagerten Weiler mit den etwa 15 Häuschen. Der Geruch nach frisch geschlachtetem Fleisch liegt in der Luft und in grossen Töpfen wird aus Mahangu das
traditionelle Getränk Oshikundu gebraut. Auf meinem Rundgang mit der Kamera werde ich von den Kindern wie auch von der älteren Generation mit einem herzlichen Lächeln und
viel Freude empfangen. Gerne lassen sie sich fotografieren, während die "aktive Generation" mit Vorbereitungen für's Fest beschäftigt ist. Eine nicht enden wollende zufriedene und gelassene
Atmosphäre überstrahlt den Ort, wo das gemeinsame Leben von zwei jungen Menschen ihren Anfang und Zeugnis finden soll. Es ist unbeschreiblich wie viel Zuversicht und positive Energie in diesem
Moment über dem Lager liegt. Nichts Schlechtes scheint gegen diese Ballung an Zusammengehörigkeit und Einigkeit bestehen zu können und der Kreis an Gleichgesinnten erhält laufend weiteren
Zuwachs. Gegen Abend erscheint dann die Delegation (ähnlich unseren Sternsingern), welche das grosse Ereignis ankündigt und besingt. Sie werden freudig von der Hochzeitsgesellschaft empfangen und
betanzt, bevor sie die ganze Nacht durch am Feuer den bevorstehenden Bund loben und preisen. Zeit für mich - und die noch lebenden Hühner - schlafen zu gehen, bevor die Party am nächsten Tag
endgültig ihren Höhepunkt erreichen wird.
So
23
Aug
2015
1. Hochzeitstag
Der Morgen des heutigen Tages bietet die letzte Gelegenheit die kulinarischen Highlights zu verfeinern und fertig zu stellen, denn am späteren Nachmittag werden hunderte von Mäulern und ebenso
vielen leeren Bäuchen zum Fest geladen sein. Für den Gang zu Kirche kommt zum ersten Mal mein Anzug, den ich Gott sei Dank von zu Hause mitgenommen habe sowie die Schweizer 700 Jahr Feier
Krawatte designed
by Tinguely zum Einsatz. Der Segen für die "Massentrauung" der vier Hochzeitspaare beansprucht 4 Stunden und ist - zumindest für mich - nicht weniger anspruchsvoll als gewisse Etappen,
die ich an der Tour d'Afrique gefahren bin. Die geschätzte Hitze von 35 Grad unter dem Blechdach der Kirche und die nicht enden wollenden - und für mich unverständlichen - Reden aller Gattung
weiser Menschen stellte meine körperliche und mentale Ausdauer auf eine harte Probe. Zurück auf dem Festgelände war es dann eine wohltuende Tat sich von den verschwitzten Klamotten zu
entledigen und sich mit einer neuen Garnitur Stoff zu be- oder verkleiden. Als nächstes galt es sich in der Warteschlange bei einem grossen Baum für die Geschenkübergabe und Gratulation
einzureihen, bevor man zum Festessen und Feiern im Festzelt zugelassen wurde. Ich hatte ein bisschen erbarmen mit dem frisch vermählten Paar, die auf einem Podium separiert und ausgestellt vom
geselligen Treiben an den Tischen ausgeschlossen war.
Mo
24
Aug
2015
2. Hochzeitstag
Der zweite Hochzeitstag unterteile ich mal in folgende drei Abschnitte:
1. Aufräumen, Abwaschen, Leeressen der Reste, "Usbeindle des Kuhkopfes" und wie man unschwer erkennen kann, finden sich zwei Hufe der Kuh als Überreste des feinen Fleischragouts noch
im Topf. Die Girls machen sich einen Spass mit mir, weil sie inzwischen meine Abneigung für ihre Fleischspeisen kennen;-))
2. Der Ältesten- oder Weisenrat beider Familien trifft sich im Beisein des Brautpaares im Haus der Brautfamilie und es werden gegenseitig die Erwartungen und Zuständigkeiten aufgrund des neuen
Familienbundes ausgetauscht und stipuliert. Währenddem warten draussen die Familienangehörigen gespannt und geduldig auf den Ausgang der Verhandlung.
3. Am Abend steigt dann die Hochzeitsfeier im Dorf des Bräutigams und zwar in einer Halle eines Schulkomplexes und organisiert durch eine Cateringfirma (bei uns würde man Party Service dazu
sagen). Wie mir Pandu erklärt, wird dies von seiner Familie nicht besonders geschätzt, denn die Tradition sieht vor, dass das Fest, die Bewirtung sowie Speis und Trank am Wohnort und durch die
Familie selber zu erfolgen hat.
Der Festanlass an diesem zweiten Tag war bedeutend weniger traditionell und für mich zu "schickimicki" und deshalb ich bin froh, dass der Quadrocopter nicht schon am ersten Abend über unseren Köpfen schwirrte
und abstürzte.
Di
25
Aug
2015
Diese Schönheiten muss ich doch noch loswerden
Die Leute hier lassen sich tendenziell sehr gerne fotografieren und was kann einem Fotografen besseres passieren als das. Und weil ich sehr gerne Portraits mache, um die Ausstrahlung der Menschen einzufangen, habe ich mir gedacht, dass ich dir dies nicht vorenthalten möchte. Es ist auch erstaunlich, dass man vor allem den Girls nicht sagen muss, wie sie sich am besten zu präsentieren haben. Dies hat ihnen scheinbar schon jemand beigebracht. Und für die High Heels wäre ein Waffenschein auch nicht das Dümmste. Ja, wie du leicht feststellen kannst, sind die Afrikaner - ob Mann oder Frau - nicht in allen Belangen hinter dem Mond;-))
Mi
26
Aug
2015
Der kleine, feine Unterschied
Dass ich wieder zurück in Rundu bin, hat mir gestern Abend der Hansj eindrücklich und schmackhaft bewiesen. Er hat mich zu Fleischvögel Grossmutter's Art eingeladen und ich konnte leider, leider
nicht widerstehen. Eigentlich wollte ich ja dem Fleisch abschwören, aber du kennst ja wahrscheinlich das Sprichwort: "Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach." Die Leistung von Hansj war überhaupt
nicht schwach und die Fleischvögel einfach nur wunderbar, kein Vergleich mit dem Kuhfüsse-Ragout am vergangenen Wochenende. Gut, dass Hansj so eine Grossmutter hatte und ich den Vergleich
zwischen diesen zwei Speisen nun machen kann;-))
Do
27
Aug
2015
Bald ist es soweit
Diana, die Hündin des Nachbarn, wird mit jedem Tag dicker und es dürfte schon bald soweit sein, bis der Nachwuchs das Licht der Welt erblickt. Mal schauen, wie mein Nachbar diese Situation
"managet". Ich wünschte mir, dass er sich ein bisschen mehr um seine Pflichten als Hundebesitzer kümmern würde, aber hier in Afrika haben die meisten Vierbeiner im wahrsten Sinne des Wortes
"ein Hundeleben". Ich frage mich schon, wo Diana ihre Jungen wohl auf die Welt bringen wird? Na, das ist eigentlich nicht meine Sache,
aber Leid tut sie mir manchmal schon.
Fr
28
Aug
2015
Wie aus Holz gemacht
Diesen "holzigen" Kerl habe ich kürzlich entdeckt und er hat mir mit seinem künstlichen Aussehen und seinem coolen Verhalten richtig Eindruck gemacht. Ich konnte ihn gelassen von allen Seiten mit
meinem Iphone fotografieren ohne dass er (oder sie) auch nur die kleinste Bewegung gemacht hätte. Jetzt, wo es wieder wärmer wird hier in Namibia steigt auch die Chance, dass man solchen
"Wunderwerken der Natur" begegnet.
Sa
29
Aug
2015
Gut gemacht Diana!
Aufgrund des freudigen Ereignisses und der Aktualität schreibe ich den Blog von morgen schon heute. Diese Nacht ist Diana Mutter von acht süssen und hungrigen Hündchen geworden. Gestern noch habe
ich den Nachbarn darauf hingewiesen, dass Diana bald Junge zur Welt bringen werde und er doch schauen solle, dass ein geeignetes Plätzchen dafür eingerichtet sei. Er meinte, dass er noch genügend
Zeit hätte, da es mit Diana ja erst ca. im Oktober so weit wäre. Ich musste im dann beibringen, dass die Tragzeit bei Hunden nur gut zwei Monate und nicht mehr
sei und dass deshalb der Zeitpunkt für den Nachwuchs schon bald gekommen sei. Wirklich viel Mühe hat sich der Nachbar dann mit den zwei Kartonschachteln nicht gegeben, aber was war schon anderes
zu erwarten. Diana kennt ja nichts anderes und sie wird auch daraus das Beste für ihre Jungen machen. Gut gemacht Diana!
So
30
Aug
2015
Interteam Warenkorb
Gestern habe ich mir wieder einmal ein Essen gegönnt (Bild links), das ich aus dem Interteam Warenkorb bezahlen kann. Ich muss schon zugeben, ich habe schon deutlich besser gegessen, aber
dies entsprach dann halt nicht dem "ominösen" Warenkorb und demzufolge eben auch nicht "dem Standard oder dem Durchschnitt", der hier in Namibia zu herrschen scheint und von Interteam berechnet
wird. Die Menüs unten sind natürlich schon sehr köstlich, aber auf jeden Fall liegen alle um Faktoren über dem, was hier "usus" und bezahlbar ist. Ja, auch das gehört zu den interkulturellen
Herausforderungen (oder eben "Begegnung auf Augenhöhe";-((, die es zu meistern gilt. "En Guete zu Hause!"
Mo
31
Aug
2015
Regional Culture Competition 2015
Letzten Freitag hat mich Joseph Mbambo, Verantwortlicher Kultur Kavango, in meinem Büro besucht und sich vergewissert, ob ich dieses Jahr auch wieder als Fotograf dabei sein werde. Wir haben uns
vor einem Jahr an den Regionalen Kultur Wettbewerben kennen gelernt und
scheinbar haben ihn meine Bilder und Videos beeindruckt und überzeugt. Die schönen Erinnerungen und das wirklich sehenswerte Bildmaterial, das ich von diesem Anlass noch immer präsent habe, sind
Grund genug, um auch dieses Jahr wieder dabei zu sein. Und so werde ich am Wochenende vom 11./12. September an der Kehenge Combined School (ca. 100 km westlich von Rundu) und eine Woche später im
Osten von Rundu an der Ndiyona Combined School (ca. 120 km) wieder am Regionalen Kultur Wettbewerb als Fotograf dabei sein und mich vom typischen Trillern, den magischen Tänzen und schauspielerischen Fähigkeiten der jungen Talente
faszinieren lassen.