rundulife.ch: Blog-Archiv vom August 2016
Mo
01
Aug
2016
1. August Vorfeier mit Fondue
Obwohl der SuperSpar in Windhoek immer weniger Schweizer Produkte führt und wir deshalb auch das beliebte Gerber Fondue dort nicht mehr finden konnten, wurden wir schlussendlich im Wernhil Park bei Woolworths Food doch noch fündig. Und was gibt es besseres im Winter als ein feines Käsefondue? Und die spezielle Konstellation südlich des Äquators, dass der 1. August im Winter und nicht im Sommer ist, macht es möglich, den Nationalfeiertag der Schweiz im Winter mit einem feinen Fondue, einem Glas Wein und zur Krönung mit einem feinen Meisterwurz zur Entlastung der Verdauung zu feiern;-))
Di
02
Aug
2016
1. August-Feier
Wir verbleibenden drei Rundu-Interteamler (Anni, Heinz und ich), ergänzt durch Regula, Dani und Albert, haben gestern im bescheidenen Rahmen den 1. August im Garten von Schmids gefeiert. Ohne Ansprache dafür mit einem feinen Pasta-Gratin, Rüeblisalat und Fleisch vom Grill sowie als Dessert ein Stück selber gemachte Linzertorte. Dani, der Ex-Interteamler wird bald der letzte Schweizer hier in Rundu sein und er hat sich wohl mit Recht gefragt: "Mit wem werde ich in einem Jahr am 1. August so gemütlich zusammen sitzen?"
Mi
03
Aug
2016
Gib jedem Tag ein bisschen Farbe ...
... für dich und deine Mitmenschen.
Hier ist es so einfach jemanden mit wenig glücklich zu machen und anderen sowie für mich selbst etwas Strahlen in die Augen zu zaubern. Meine Schwägerin und mein Bruder haben Schuhe sowie einige Kleidungsstücke zurück gelassen, damit ich diese an "Bedürftige" verschenken kann. Und so habe ich gestern als erstes meiner Putzfrau Rachel etwas davon abgegeben, die sich dafür tausend Mal (oder etwas weniger) bedankt hat. Für sie, aber auch für meinen Gärtner Paolo, stellt sich schon bald die (existenzielle) Frage, mit was sie in Zukunft den Ausfall an regelmässigem Einkommen kompensieren können. Da bald keine Interteamler mehr in Rundu im Einsatz sind, fällt auch einiges an "Brosamen" weg, das wenigen Menschen immerhin ein bisschen Farbe und Erleichterung ins Leben brachte.
Do
04
Aug
2016
Nordstimmung im Süden
Sieht das nicht stimmig und harmonisch aus? Ja, in meinem Haus in Rundu ist die gewohnte und geschätzte Zweisamkeit im Juli in diesem letzten Jahr hier noch nicht vorbei. Dies ist auch gut so und macht durchaus Sinn, denn nach 2½ Jahren alleine leben, kann man gar nicht früh genug wieder damit beginnen zu üben wie es ist, zu zweit die Zeit ausserhalb der Arbeitszeit in Frieden und Harmonie zu gestalten. Und so darf ich dieses "Re-Learning" die nächsten zwei Monate noch ein bisschen geniessen, vertiefen und meine Sinne für meine Mitbewohnerin wieder schärfen. Es kann dabei schon mal vorkommen, dass ich gewisse Dinge wieder etwas länger suche als wenn ich alleine bin und "mein System" etwas gefordert ist. Aber wir sind auf gutem Weg "unser System" wieder zu finden;-))
Fr
05
Aug
2016
Traurige Begegnung
Gestern nach dem Mittagessen hat Regula zum ersten Mal alleine ein bisschen Rundu erkundet. Dabei hat sie sich an einem der schattigen Tische vor dem KFC (Kentucky Fried Chicken) eine kleine Pause gegönnt. Ihr Blick ist an einem etwas verwahrlosten Jungen hängen geblieben, der gerade damit beschäftigt war noch etwas Essbares aus den aufgestellten Abfalleimern zu finden. Da dies ohne Erfolg und auch der Hunger weiter gross für ihn blieb, entdeckte die Hoffnung des Knaben die weisse Frau (Regula) am nahen Tisch. Er klagte Regula seinen Hunger und bat um Linderung. Da Regula kein Geld dabei hatte und sie nicht helfen konnte, brach es ihr fast das Herz. Mit Tränen in den Augen machte sie sich auf den Rückweg in mein Büro und berichtete mir von dieser (für sie) erschütternden Begegnung. (In 4 von den 54 Ländern in Afrika leiden mehr als 35% der Bevölkerung an Hunger und Namibia ist mit 42% eines davon.)
Sa
06
Aug
2016
Gute Zeiten - schlechte Zeiten
Jetzt, wo Regula bei mir ist, hat meine vierbeinige Wachtruppe eine gute Zeit. Erstens ist mit Regula auch am Tag jemand zu Hause, die sich ein bisschen um die grauen Tiger kümmern kann. Zudem kochen wir täglich und dabei fällt schon ab und zu etwas für die Vierbeiner ab. Da wir gestern zum Chabis-Salat nur etwas Kleines essen wollten und wir zufällig dieses Fertigmenu in meinem Schaft fanden, riskierten wir die Zubereitung laut Beschreibung. Aber weit gefehlt, da habe ich lieber Hunger (fertig Menu;-)) oder nehme mir etwas mehr Zeit zum Kochen, als diesen schrecklichen Chemie-Food in mich "reinzuwürgen". Und siehe da, auch die Mehrheit der Katzen tat sich ausnahmsweise sichtlich schwer mit diesem neuzeitlichen "Food Design" (schlechte Zeiten auch für sie;-))
PS: Sorry für diesen Blog nach dem gestrigen, aber so brutal und kontrovers ist die Realität. Ich störe mich über diesen "künstlichen nicht wirklich essbaren Food", verfüttere es den Tieren und ein paar Strassen weiter suchen sich Kinder im Abfall etwas Essbares;-(( Sorry, sorry, für das!
So
07
Aug
2016
In 4 Monaten ...
... ist dieses Flugticket gültig. Es ist mein letzter Flug von Rundu nach Windhoek. Die letzte Nacht in Rundu ist vorbei und ich bereit den Platz der letzten drei Jahre zu verlassen. In meinem Gepäck, 23 kg plus Handgepäck, alles was ich als letztes mit in den Norden hinüber "retten" will. Mein Haus in Rundu ist leer und verlassen. Die Spinnen, Zecken, Ameisen, Kakerlaken und andere Viecher können sich nun wieder ungestört breit machen, das Zepter und die Herrschaft wieder übernehmen und müssen keine Angst mehr haben vor mir, dem alten, ungekrönten König, der sie erbarmungslos gejagt und umgebracht hat. Alles im Haus, was mir während Jahren lieb und nützlich war, die Betten, Tische, Stühle, Fernseher, Moskitonetz, Kühlschrank, Waschmaschine, Kochherd, Espresso-Kocher und, und, und ... ist verkauft, was zu verkaufen ist, und der Rest verschenkt, weil die, die es brauchen können und möchten kein Geld haben und ich es nicht mitnehmen kann oder will, so wie es eben oft im Leben ist: "Des einen Freud ist des anderen Leid".
Mo
08
Aug
2016
Regula geht heute in die Schule
Hätte Regula nicht unbezahlten Urlaub bis zu den Herbstferien, dann hätte sie heute auch wieder den ersten Arbeitstag nach den Sommerferien an der St. Josef-Stiftung in Bremgarten. Heute aber begleitet Regula die Volontärin Manouk, die noch bis Ende August beim Deutschen Roten Kreuz arbeitet, zur Dr. Romanus Kampungu Schule, wo sie beide versuchen vier Kinder mit besonderen Bedürfnissen "zu fördern". Regula freut sich sehr, dass die Gelegenheit sich ergeben hat, um den Schulalltag hier im Kavango live zu erleben und sie damit einen Einblick und Eindruck kriegt, wie sich die Realität von "Inklusive Pädagogik" zeigt und anfühlt. Und ich selber bin auch sehr gespannt, was sie von diesem Besuch mit nach Hause bringt und was sie darüber zu berichten hat.
Di
09
Aug
2016
Vorbereitungen für das Budget 2017/18
Während für Regula im Alltag hier das Leben im Allgemeinen und die Menschen im Speziellen im Mittelpunkt stehen, dreht sich bei mir im Geschäft wieder einmal alles um die Zahlen. Nächste Woche nämlich, reisen Regula und ich sowie vier "Finänzler" von uns nach Otjiwarongo, wo der diesjährige Finanzworkshop im Zusammenhang mit dem Budget 2017/18 stattfindet. Deshalb gilt es die Zeit bis Ende Woche zu nutzen, um alle Daten für das Budget zu organisieren, das sind z.B. aktuelle Schülerzahlen, geplante Workshops und Anschaffungen, Kosten der Fahrzeuge und deren Wartung usw.. Gestern Abend war der Finanzchef Pandu noch bei mir zu Hause, um Daten für nächste Woche aufzubereiten. Er stellte erleichtert fest, dass wir heute viel besser unterwegs und vorbereitet sind als noch vor zwei Jahren. Was kann man sich Schöneres wünschen, als so ein Kompliment;-))
Mi
10
Aug
2016
Gute Ratschläge
Gute Ratschläge für das Leben müssen gar nicht immer von bekannten Menschen kommen. Nein, ganz und gar nicht, kürzlich habe ich mit eigenen Ohren gehört, wie ein 4-jähriges Mädchen die bald 50 Jahre ältere Taufpatin folgende Empfehlung wissen lies: "Muesch kei Stress ha, muesch kei Sorge mache". Ist dies nicht wunderbar? Ein kleines Mädchen spürt, dass ein Mensch ein paar hoffnungsvolle Worte brauchen kann und ohne zu zögern kommt von Herzen dieser gutgemeinte Rat über ihre Lippen;-))
Do
11
Aug
2016
Der Deal ist endlich besiegelt
Vor drei Monaten haben die Schweizer Sponsoren einen grosszügigen finanziellen Zustupf für den Bau eines Toiletten-Blocks bei der Schule Ngwa-ngwa zugesichert und den entsprechenden Projektvertrag unterschrieben. Gestern nun waren wir im Direktorate auch soweit und der Deal konnte endlich besiegelt werden. In den 100 Tagen dazwischen musste zuerst diskutiert und "evaluiert" werden, welcher Typ von WC denn am Besten geeignet ist. Anschliessend galt es passende Pläne für die Erstellung der Toilettenanlage zu zeichnen, damit nicht nur Fundament, Elektrik, Dach und Fenster, sondern auch Toiletten und Handwaschbecken sowie das Wasser am richtigen Ort sind. Diese Pläne dienten dann auch als Vorgabe für die vier Kostenvoranschläge, die bei akkreditierten Bauunternehmen eingeholt wurden. Der erste Schritt ist nun gemacht und wenn als nächstes auch noch das Geld fliesst, das Material keinen Streich spielt und die Menschen halten, was sie versprochen haben, dann sind wir Ende Jahr alle glücklich; und die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte der Schule Ngwa-ngwa können ihr erstes und neues "Sch...haus" in Betrieb nehmen und im Schutze von diesem fortan ohne Angst vor Zuschauern "ihr Geschäft" geniessen.
Fr
12
Aug
2016
Die Chance packen - Bewerbungsversuch
Chancen haben es bei mir nicht einfach! Da ich kein Mensch von Ängstlichkeit bin und manchmal (zugegebenermassen) auch zu schnell entscheide, packe ich die Chancen schon mal ohne grosses hin und her. Und so habe ich kürzlich auf dem Internet ein Jobangebot gesehen, das ich als Chance wahrgenommen habe und bezeichnen würde. Kurzum war das Motivationsschreiben erstellt und in Begleitung von Lebenslauf und Zeugnissen auf dem elektronischen Weg zur Personalleitung der Organisation. Auf meine Bewerbung habe ich dann auch prompt eine Empfangsbestätigung (siehe Bild oben) erhalten. Auch wenn das Ding nun angestossen ist, mache ich mir mal keine allzu grossen Hoffnungen, so ist die Enttäuschung nicht so gross und der Fall auf den Boden der Realität ist auch nicht ganz so schmerzhaft. Mit 58 Jahren werde ich wohl noch manche Bewerbung schreiben müssen und demzufolge auch noch manche Absage und Enttäuschung erfahren, bis ich einen und meinen neuen Platz in der Schweizer Arbeitswelt wieder gefunden habe. (Wenn du eine Idee hast, wo man mich brauchen könnte oder du kennst jemand, der jemand kennt, der eventuell nach einem Mitarbeiter wie mich sucht, dann lass es mich ungeniert wissen;-))
Sa
13
Aug
2016
Dörrbohnen mit Saucisson und Bratkartoffeln
Gestern Abend haben Regula und ich einen gemütlichen Schweizer Abend zusammen mit Anni und Heinz genossen. Dazu hat es passend Dörrbohnen mit Saucisson und Bratkartoffeln gegeben, eben ein richtiges Wintermenu. Andererseits wird es am Tag schon locker 30 Grad heiss und das ist wiederum richtiges Reisewetter. Und so fahren Anni und Heinz heute für einige Tage in die Ferien sowie Regula und ich werden nächste Woche in Otjiwarongo verbringen.
So
14
Aug
2016
Manouk und Regula bei der Arbeit
Letzte Woche war Regula zusammen mit Manouk an drei Vormittagen an der Dr. Romanus Kampungu Schule, um Kinder mit besonderen Bedürfnissen zu fördern. Am Freitagmorgen z.B. haben sie die Sinne der Jugendlichen mit Knetmasse stimuliert. Am Anfang trauten sich die Kinder kaum die tonähnliche Masse zu berühren, aber schon bald haben die kleinen Künstler ihre Fähigkeiten entdeckt und eifrig immer wieder neue Kunstwerke geformt. Für Regula waren die drei Besuche in der Schule eine willkommene und sinnvolle Abwechslung sowie eine neue Erfahrung, konnte sie doch so einen wertvollen Eindruck von der Wahrnehmung und dem Verhalten der Kinder hier kriegen. Obwohl Manouk keine heilpädagogische Ausbildung hat, zeigte sie sehr viel Talent und Gespür im Umgang mit den "besonderen und jungen Menschen".
Mo
15
Aug
2016
Schleiereule entdeckt
Wenn ich mich richtig erinnern kann, was in meinem Alter gar nicht mehr so einfach ist, dann habe ich beim Spaziergang mit Regula meine erste Schleiereule gesehen. Sie sass schlafend oder dösend in der Krone eines grossen, alten Baumes vor dem Guest Haus Bavaria hier in Rundu. Da die ersten Bilder mit dem iPhone nicht wirklich gut waren, bin ich nach der Rückkehr nochmals mit meiner Spiegelreflexkamera zum Baum und der Eule gefahren. Und siehe da, sie war immer noch da und als die Eule das Klicken des Spiegels von meiner Kamera hörte, hat sie mir sogar freundlich zugeblinzelt. Vielen Dank für die Begegnung!
Di
16
Aug
2016
Cheetah Conservation Fund
Wir sind gestern Morgen früh Richtung Otjiwarongo aufgebrochen, damit wir am Nachmittag noch zum 40 km entfernten Cheetah Conservation Fund fahren können. Täglich um 14 Uhr findet nämlich die Fütterung der vom Aussterben bedrohten Geparden statt und da es weltweit nur noch ca. 12'000 dieser edlen und stromlinienförmigen Renner gibt, wollten wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Und es hat sich gelohnt! Die schnellste Katze der Welt (bis 90 km/h, aber nur wenige hundert Meter weit und lang) ist damit tatsächlich ein Ausnahmetalent und zudem ein wunderschönes und elegantes Wesen. Auch wenn die ca. 40 Geparden in "eingezäunter" Freiheit leben, so leben sie immerhin noch. Denn die Bauern kennen kein Pardon und jeder Gepard, der sich ihrer Herde nähert wird rücksichtslos getötet. Deshalb hat die Cheetah Conservation damit begonnen Anatolische Hirtenhunde zu züchten und diese den Farmern zum Schutze der Ziegenherden zu verschenken. Der Kangal ist so gross und ein so guter Schutzhund, dass die Geparden sich vor ihm fürchten. Somit trägt womöglich dieser Hund einen wichtigen Teil dazu bei, dass diese wunderschöne Katze doch noch überlebt, wenn es denn nicht schon zu spät ist.
Mi
17
Aug
2016
Budgetberechnung a la Pandu und Urs
Gestern nun hat der nationale Budgetworkshop in Otjiwarongo, und zwar in der Crocodile Farm, begonnen. Zum ersten Mal haben die Finanzverantwortlichen aller Regionen die Budgetierung sämtlicher Angestellten im Bildungsbereich in Namibia basierend auf dem Konzept von Pandu (Finanzchef Kavango) und mir erstellt und berechnet. Die korrekte Anwendung der Methode habe ich in einer 50-seitigen Anleitung schritt-für-schritt beschrieben. Trotz einiger Fragen und Unklarheiten und mit meiner Hilfe haben alle auf dieser Basis und damit einheitlich, nachvollzieh- und vergleichbar ihr Budget erstellt. Ich hätte mir nie im Leben gedacht, dass ich das noch erleben darf und wenn ich vergleiche, wie dieselben Leute vor 2 Jahren noch ihr Budget gemacht haben und wie fundiert dies heute gemacht wird, dann ist der Fortschritt einfach nur fantastisch und genial!
Do
18
Aug
2016
Die sieben Faktoren der inneren Stärke ...
... nennt man Resilienz und darüber habe ich bis gestern noch überhaupt nichts gewusst. Resilienz ist die Fähigkeit, Krisen und Rückschläge als Anlass für die eigene Weiterentwicklung zu nehmen. Man kann Resilienz auch als psychische Widerstandsfähigkeit beschreiben. Das Gegenteil von Resilienz ist Verwundbarkeit. Wir Menschen verfügen also über diesen mehr oder weniger grossen Schutzmantel der Psyche, der helfen kann, gesund zu bleiben. Dieses pyschologische Konzept kann auch durch Beratung oder Therapie gefördert werden. Resilienz besteht aus den im Bild erwähnten 7 Faktoren, die mithelfen, dass wir Menschen trotz unserer Verletzlichkeit gesund und stark bleiben. Das alles und vieles mehr habe ich gestern bei einem Gespräch über Resilienz gelernt und als Dank habe ich dem Gegenüber etwas über Agnotologie (eines meiner Lieblingsthemen und damit evtl. etwas über den 8 Schutzfaktor;-)) erzählt.
Fr
19
Aug
2016
Budgetworkshop auf der Crocodile Farm
Die Woche hier in Otjiwarongo war aus meiner Sicht ein voller Erfolg. Mir ist so richtig bewusst geworden, dass ich zwar einzelnen Regionen noch etwas behilflich sein musste, aber wenn ich den ganzen Budgetierungs-Prozess heute mit dem Stand vor 2 Jahren vergleiche, dann haben wir Unglaubliches erreicht. Jede Region arbeitet heute im Jahr 2016 mit detaillierten und fundierten Zahlen, die zudem noch landesweit einheitlich und deshalb vergleichbar sind. Vor 2 Jahren war für mich noch alles neu und deshalb tat ich mich begreiflicherweise schwer mit behilflich zu sein, während die Finanzverantwortlichen damals mit beinahe kindlicher Fantasie und Kreativität versuchten den zukünftigen Finanzbedarf zu erraten. Heute wissen die meisten aufgrund der Zahlenbasis sehr genau wofür die Mittel ausgegeben werden, und damit ist das vorausschauende Planen doch um einiges einfacher und auch das "Zahlenspiel" (Budget) für nachhaltige und wirkungsvolle Investitionen bedeutend konkreter. Und weil meine Unterstützung nicht mehr so gefragt war, hatte ich während dem Workshop sogar Zeit mich mit den kleinen Krokodilen zu vergnügen.
Sa
20
Aug
2016
Sich selbst überlassen
Kürzlich sind Regula und ich bei Barbara's und Hansj's Haus vorbei spaziert, obwohl wir wussten, dass die beiden seit zwei Monaten nicht mehr in Rundu sind. Und man sieht es schon deutlich, dass hier etwas anders ist, dass Leben und Liebe im Haus und um's Haus fehlt. Ich finde es nach wie vor sehr schade und kann es eigentlich gar nicht wirklich verstehen, dass es nicht geklappt hat und niemand fortführt, was mit so viel Leidenschaft und Engagement aufgebaut wurde. Aber ich bin ja nicht hier, um alles zu verstehen und gut zu finden, auch das musste oder durfte ich in den drei Jahren hier erfahren und begreifen lernen. Und mit grösster Sicherheit wird mir dieselbe Geschichte in den nächsten und letzten hundert Tagen meines Einsatzes hier auch widerfahren und noch viel mehr schmerzen, dann geht es nämlich um mein Haus und das Verschachern meiner bewährten und lieb gewonnenen "mobilen Innereien".
So
21
Aug
2016
Kulturwettbewerb Kavango Ost
Alle Jahre wieder habe ich mir das Spektakel nicht entgehen lassen und so habe ich auch diesmal, zusammen mit Regula, den Kulturwettbewerb von Kavango Ost an der Schule Max Makushe mit verfolgt. Es war einmal mehr beeindruckend die jungen KünstlerInnen (SängerInnen, TänzerInnen, Trommler und SchauspielerInnen) bei ihrer Interpretation der hiesigen Kultur zu bewundern. Es braucht so viel Kreativität, Leidenschaft und Arbeit bis die Aufführungen mit den vielen unterschiedlichen Elementen perfekt sitzen, um in ein paar Minuten zu beweisen, ob man zu den Besten in der Region gehört und als Belohnung am nationalen Kulturwettbewerb teilnehmen kann.
Mo
22
Aug
2016
Eine Nacht mehr im "Nunda-Paradies"
Nach dem Kulturwettbewerb in Max Makushe sind wir nicht zurück nach Rundu (175km), sondern in die nahegelegene (25km) Nunda Lodge gefahren, wo wir durch Zufall im Bungalow 28 übernachten konnten. Das Chalet 28 ist das grösste von ca. 15 Bungalows. Es befindet sich ganz am Rand des Grundstückes und das Badezimmer ist nicht in den Schlafraum integriert, sondern in einem separaten und gedeckten Anbau mit ca. 1 Meter hohen Mauerwerk und nicht ganz bis zum Dach hochgezogenen Schilf-Palisaden. So kann man unter der Dusche, in der Badewanne oder auf dem Klo den freien Blick auf den Kavango River und die Natur in vollen Zügen geniessen. Aber Achtung, allerlei Bewegliches, wie Spinnen, Moskitos, Lehmwespen oder vielleicht sogar einmal eine Schlange findet so auch einfach Zugang zu diesem Bijou. Und so ist es nicht verwunderlich, dass mich eine Lehmwespe in den Zeigefinder gestochen hat als ich diese "rausbuxieren" wollte. Der Finger schmerzt immer noch;-((
Di
23
Aug
2016
Toiletten-Projekt: Aushub
Gestern bin ich mit dem Bauleiter der Regierung zur Schule Ngwa-ngwa gefahren, um meinen "Gwunder" nach der Frage zu stillen, ob wohl schon etwas gegangen ist mit dem Bau der Toilettenanlage. Und siehe da, zuerst dachte ich es sei vielleicht nur eine Fata Morgana, aber nichts da, es war unglaubliche Realität, sie hatten doch tatsächlich mit dem Aushub begonnen. Mit einem Messband bewaffnet haben wir kontrolliert, ob "die Sand-Schauflerei" für das Fundament und die Klärgrube auch mit den Angaben auf dem Plan entspricht. Die Messung hat dann auch prompt ergeben, dass in das Loch für das Abwasser noch ein paar Zentimeter an weniger Sand und damit ein paar Schweisstropfen mehr investiert werden müssen. Und ich bin zufrieden, dass der erste Schritt nun gemacht und endlich etwas zu sehen ist.
Mi
24
Aug
2016
Schuster, bleib bei deinem Leisten
Dieses Sprichwort bedeutet laut Wicktionary: "Tu nichts, wovon du nichts verstehst; rede nicht über etwas, womit du dich nicht auskennst." Schon als ich die Pläne für die Toilettenanlage anpasste und redimensionierte, spürte ich Erstaunen und Begeisterung in meinem Umfeld. Es gibt Menschen hier, die können sich kaum vorstellen, dass man - nicht nur in Not - vieles kann, was man selber gar nicht wusste. Auch ich habe in den drei Jahren handwerklich grosse Fortschritte und viel Erfahrung gemacht, gezwungenermassen;-)) Und da ich vor 40 Jahren eine vierjährige Lehre als Maschinenzeichner machte, ist es gar nicht so verwunderlich, dass ich immer noch weiss, wie man Pläne zeichnet und vermasst, so grad nach dem Motto: "Zeichner, bleib bei deinem Bleistift!" Und da sich scheinbar meine "Multi-Funktionalität" rumgesprochen hat und ich nicht nein sagen konnte, habe ich in meiner Freizeit einen einfachen Hausplan für einen Freund angepasst. Es hat eigentlich immer noch ganz viel Spass gemacht, obwohl ich mich zur Zeit überhaupt nicht über Arbeitsmangel beklagen kann.
Do
25
Aug
2016
Silberne Hochzeit nach 35 Jahren
Nach 25 Jahren war es gestern (endlich;-)) auch für uns soweit und wir konnten unsere Silberne Hochzeit feiern. Gestern noch dachte ich, das ist ganz schön lang. Aber heute Morgen beim Recherchieren für diesen Blog stellte ich fest, dass dies noch gar nichts ist, denn die bisher längste Ehe führen Karam (geb. 10. November 1905) und Kartari Chand (geb. 1. November 1912) aus Bradford, Großbritannien seit dem 11. Dezember 1925 (über 90 Jahre). Und wenn ich mir die Namensliste für die Hochzeitstage zu Gemüte führe, dann weiss ich, dass ich nach 25 Jahren gerade mal einen Viertel erlebt habe. Wie auch immer, meine Erkenntnis daraus ist: "Es ist nicht wichtig wie alt man wird, sondern wie man alt wird."
Fr
26
Aug
2016
Hochzeitsreise auf den Zeltplatz
Die Silberne Hochzeitsreise führte uns auf den Zeltplatz der Nunda Lodge in Divundu. Obwohl wir das Duvet und die Schlafsäcke dabei hatten, war es am Morgen im Zelt doch noch ziemlich frisch. Bis zur Nasenspitze versteckten wir alles unter dem mitgebrachten und wärmenden Material, nur unsere ungeschützten Köpfe mussten ein bisschen unter der kalten Brise leiden. Als ich dem Manager der Nunda Lodge das Leid der Köpfe klagte, hatte er erbarmen mit uns und schenkte uns spontan diese zwei wintertauglichen und schönen "Kopfpariser". Mal schauen, ob unsere Köpfe die nächste Nacht ein bisschen zufriedener sind.
Sa
27
Aug
2016
Für 2 Franken Tier, bitte.
Man kann natürlich nicht mehrere Tage in der Nunda Lodge sein und keinen Versuch unternehmen im nahegelegenen Mahangu Tierpark etwas Spezielles zu sehen. Und so sind wir heute Morgen früh um 6 Uhr losgefahren mit Hoffnung, dass vielleicht gerade heute einer der sehr seltenen Momente sein könnte, um einen Löwen oder Leoparden zu sehen. Aber nein, der Park bzw. die Bäume haben zwar sehr unter dem Hunger der Elefanten gelitten und sehr viele Bäume liegen total zerfetzt von den grauen Riesen für immer am Boden, aber gesehen haben wir ausser Elefantendung überhaupt nichts von ihnen. Ein paar Zebras, einige Büffel, einen fotogenen Hornbill sowie eine Giraffendame haben wir bestaunt und natürlich alles das Beigemüse wie Warzenschweine, Kudus, Impalas, Hippos, Paviane, das man eigentlich immer und gratis zu sehen bekommt. Beim Verlassen des Parkes habe ich dann noch die Parkgebühr von 2 Franken für Regula und mich bezahlt und wir waren eigentlich ganz zufrieden, was wir dafür zu sehen bekamen.
So
28
Aug
2016
Bern trifft Aargau am Kavango
Heute Morgen kurz vor der Rückreise nach Rundu haben wir die zwei Weltenbummler, Schami und Rita Nigg, auf dem Zeltplatz der Nunda Lodge kennen gelernt. Es ist immer wieder eine willkommene Bereicherung interessante Menschen auf so spontane Art und an solch abgelegenen Plätzen der Erde kennen zu lernen. Und wenn sie noch aus der Schweiz kommen und man sich wieder einmal in der Muttersprache verständigen kann, ist ja auch nicht so übel. Und wer so lange eine Reise tut, wie die zwei, der kann schon was erzählen (vielen Dank für das sehr interessante Kennenlernen und Gespräch!). Es war nur ein bisschen schade, dass wir uns nicht schon einen Tag früher über den Weg gelaufen sind. Andererseits sind wir froh und dankbar, dass es überhaupt passiert ist.
Lieber Schami, liebe Rita: Möchet's guet ond händ Sorg!
Mo
29
Aug
2016
Von der Natur zurück in die Stadt
Die drei Tage mit dem Zelt in der Natur und am Ufer des Kavangos, die Nächte begleitet vom Quaken der Frösche und dem unregelmässig und grosskotzig laut tönenden Gähnen der Hippos sowie das Schlafen unter dem paradiesisch leuchtenden Sternenhimmel und das Aufwachen unter tosendem Gezwitscher der Vögel ist nun vorbei. Regula hat die bescheidenen und einfachen Silbernen Hochzeitsferien im Zelt sichtlich genossen. Sie ist eben immer noch ein Kind der Natur, die nicht viel, aber doch das "Natürliche" braucht, um glücklich zu sein. Und heute geht es einmal mehr auf nach Windhoek. Ich wurde einmal mehr vom Finanz-Ministerium engagiert, um mich bei der Finalisierung des Budgets 2017/18 mit Beratung und Unterstützung nützlich und dienlich zu machen. Für mich ein weiteres schönes Zeichen der Wertschätzung und des wirkungsvollen interkulturellen Austausches, das mir einmal mehr beweist, dass es richtig und wichtig ist, was wir Einsatzleistenden hier in Namibia machen.
Di
30
Aug
2016
Flug über das Okavango Delta
Gestern haben wir gleich zweimal das Okavango Delta überquert. Ein erstes Mal als wir von Rundu nach Katima Mulilo geflogen sind und ein zweites Mal beim Weiterflug nach Windhoek. Das Delta hat sich uns in seiner ganzen Grösse und Schönheit präsentiert. Die vielen wilden Tiere, die da unten auch Dank dem Wasser des Kavangos überleben, waren leider auf diese Distanz nicht auszumachen. Ich kann und will mir gar nicht vorstellen was passieren würde, wenn man tatsächlich Wasser vom Kavango nach Windhoek umleiten würde. Auf diese (Schnaps-)Idee kamen kürzlich ein paar Experten, um das ständig wachsende Wasserproblem von Windhoek zu lösen.
Mi
31
Aug
2016
The show must go on
Auch wenn es diesen Jungs wohl oft nicht zum Lachen ist, so haben sie uns kürzlich mit ihren Kapriolen auf den Eseln eine kleine Show geboten und ihre Absicht nach einem Trinkgeld ist damit voll aufgegangen. Gestern habe ich meine Show mit den Finanzen im Bildungsministerium aufgenommen, aber ich weiss noch nicht mit welchen (Finanz)-Kapriolen ich unsere Absicht nach mehr Geld für das Bildungs-Budget 2017/18 erreichen kann. Das vom Finanzministerium vorgegebene Kostendach ist ca. 15 Prozent tiefer als die Budgetberechnungen, die wir am Workshop in Otjiwarongo erarbeitet haben. Mal schauen, wie und ob wir diesen Spagat zwischen Angebot und Nachfrage in den nächsten 2 Tagen noch hinkriegen oder ob ich bei der Show um das Geld vom Esel falle.