Archiv "PERSÖNLICH" 2015
Dezember 2015
5. Dezember: Letzter Arbeitstag im zweiten Jahr
Gestern war mein letzter Arbeitstag im Directorate of Education und damit hat auch das zweite Jahr meines Wirkens hier sein Ende gefunden. Und wie das eben so ist mit der Wiederholung, sie wird oft mit der Premiere verglichen und daran gemessen. Und wahrscheinlich wie schon so viele vor mir stelle ich fest, dass nichts so eindrücklich und bleibend ist, wie das erste Mal. Und wenn ich die Erinnerung im Bild links vom 2014 mit dem Erlebten im aktuellen Jahr vergleiche, stelle ich fest, dass auch dieses Jahr seine Premieren hatte und wahrscheinlich ist es gerade das, was zälht, wenigstens für mich.
Dazu zählt z.B. im März der Leopard im Mahangu Nationalpark, das Kennenlernen von Alwart Boers, die 25 Jahre Unabhängigkeit von Namibia sowie der Strategie- und Budgetworkshop. Das
Highlight im April war eindeutig der Besuch der Himbas und Epupafälle während den Osterferien. Anfangs Mai war ich zum ersten Mal in Chobe Nationalpark und Ende Mai stand die Implementierung von Kavango East und West sowie die Bestellungsabwicklung in Pastel auf dem Arbeitsprogramm. Die Premiere im Juni war für mich
die Inklusive Pädagogik Konferenz mit den Besuchen von diversen Schulen. Beinahe der ganze Juli war von Premieren geprägt
durch die gemeinsame Zeit mit Regula. Und auch der August strotzt nur so von
Premieren und Highlights und die wichtigsten daraus sind der Budgetworkshop in
Windhoek, das Hochzeitsfest in Ondobe und Diana's Nachwuchs. Mein neues Engagement für die Finanzdirektorin und die anderen Regionen sowie der Kulturwettbewerb von Kavango West und Ost werde ich so schnell nicht vergessen. Und last but not least, im November konnte ich mit Brigitte und Hans Ueli sowie Ruedy meine ersten Gäste aus der Schweiz empfangen.
Diese Auflistung von Premieren und Highlights ist bei weitem nicht vollständig und ich merke erst jetzt so richtig, was ich auch dieses zweite Jahr so alles erleben und bewirken konnte. Ich hätte mir dies nach dem tollen ersten Jahr nie träumen lassen, dass ich auch im zweiten Jahr immer noch so viele wertvolle Begegnungen und bereichernde Erlebnisse erfahren sowie sinn- und wertstiftende Entwicklung bewirken kann. Ich bin einfach nur unendlich dankbar, glücklich und zufrieden, dass sich das Ganze so perfekt entwickelt hat.
November 2015
17. Oktober: Comeback
Ich merke, wie mich mein Comeback so langsam aber sicher zu beschäftigen beginnt, zumindest mal mit einer Hirnhälfte. Ich weiss, es ist etwas früh, aber manchmal kann ich dagegen gar nichts
machen. Sie sind einfach da die Gedanken und die Frage, wie geht es weiter in einem Jahr? Ich habe mein Engagement hier in Rundu auch rund ein Jahr vor der Abreise "eingefädelt". Deshalb kann es
ja durchaus auch natürlich sein, wenn ich mich jetzt schon mit dem "Ausfädeln" beschäftige. Die Erfahrung anderer in meinem Alter hat gezeigt, dass es oft gar nicht so einfach und
selbstverständlich ist, dem Staat nicht zur Last zu fallen. Umso schwiergier dürfte es werden, wenn man für den Rest des Lebens gar nicht mehr Arbeiten möchte;-))
Dies nicht weil ich ein fauler Kerl geworden bin hier in Afrika, sondern weil mein Traum ist, einen Job zu finden, den ich über alles liebe (siehe Zitat von Konfuzius im Bild links). Und was wäre das? Es wäre ein Mix aus Schreiben, Fotografieren und Afrika, angereichert mit viel Interkultur, gewürzt mit einer gesunden Portion Ökologie und Ökonomie sowie einer kräftigen Prise Informatik. Aber wie das eben so ist mit Träumen, macht einem das Aufwachen oft einen Strich durch die Rechnung. Beklagen kann ich mich bis jetzt über die Erfüllung von Träumen nicht, aber jede Glücksträhne hat einmal ein Ende. Nichtsdestotrotz, noch bin ich naiv oder zuversichtlich, dass ich es schaffen werde. Einen Anfang habe ich in den letzten Tagen gemacht, indem ich meine fotografischen Qualitäten versucht habe zu dokumentieren und publizieren (www.fototours.ch). Ich werde sicher nicht einfach aufgeben, das ist nicht meine Art und ich bin fest entschlossen, das nächste Jahr nicht nur für die Nachhaltigkeit meines Wirkens hier in Namibia zu nutzen, sondern auch die Weichen für mein Comeback und meine Zukunft zu stellen.
Oktober 2015
4. Oktober: Universal responsibility (globale Verantwortung)
Ich war heute Morgen wieder einmal mit dem Fahrrad alleine unterwegs und so konnte ich meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen. Die Worte eines weisen Menschen gingen mir nicht mehr aus dem Sinn:
"Will der Mensch die Herausforderungen unserer Zeit tatsächlich meistern, dann muss er einen grösseren Sinn für die globale Verantwortung entwickeln. Jeder von uns muss lernen nicht
nur für sich selber, für seine Familie und sein Land zu Denken und zu Handeln, sondern für das Wohl aller Menschen. Globale Verantwortung ist der Schlüssel für unser Überleben, es ist die Basis
für den Weltfrieden."
Diese Worte können ganz schön ohnmächtig machen, obwohl da wahrscheinlich sogar etwas Wahres dabei ist. Wieso hat er mir nicht auch gleich gesagt, was zu machen ist? Vielleicht ist es ja gerade das, was ich jetzt und hier in Rundu mache? Ich teile das, was ich habe und bin, mit den Menschen hier und sie geben mir etwas von ihnen, ihrer Kultur und ihrer Überzeugung zurück. Vielleicht sollten wir gar wieder mehr teilen und tauschen? Ich schaue nicht zuerst was es für mich bringt, sondern wie wir zusammen die Welt sehen, besser verstehen und einen Weg finden, friedlich, ressourcenschonend und zum Wohle aller auf Mutter Erde zu leben. Dabei hilft sicherlich eine gehörige Portion Demut, Bescheidenheit, Empathie und dass man das Anderssein auch gegenseitig respektiert viel mehr als Habgier, Macht, Egoismus und Selbstverliebtheit. Ja, unser Wirken wirkt oft viel weiter als wir in unseren künsten Träumen denken, aber das wirklich wahre soziale Zusammenleben machen eben immer noch die echten Begegnungen mit unseren Mitmenschen aus und nicht all die elektronischen "Freundschaften" moderner Online-Communities wie Facebook, Twitter, XING, LinkedIn und wie sie sonst noch alle heissen!
September 2015
20. September: Das gleiche Fest ganz anders
Dieses Jahr machte ich mich zum zweiten Mal auf, um den kulturellen Wettkampf der Schülerinnen und Schüler im Kavango auf Bild und Video zu bannen. Klar, die Aufführungen waren grundsätzlich
dieselben, aber halt doch wieder ganz anders. Vor allem einige Geschichten, die aus dem täglichen Leben nach-inszeniert und vorgeführt wurden, waren für mich neu und überraschend. Auch einige
herausragende Künstlerinnen und Künstler vom letzten Jahr habe ich heuer vermisst, dafür sind einige neue Sterne am Himmel oder eben auf dem Vorführplatz erschienen. Und letztes Jahr, beim ersten
Mal, war ich ein Fremder unter für mich Fremden. Ich wusste nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte, damit ich bei diesem kulturellen Spektakel nicht störe und mich respektvoll verhalte.
Dieses Jahr wurde ich bei meinem Eintreffen auf dem Festgelände von der Jury, den Ehrengästen und dem "OK-Präsidenten" persönlich begrüsst und per Lautsprecher den Anwesenden vorgestellt. (Ich
habe mich dabei gefragt, woher die mich alle kennen und woher sie dies alles wissen?) Ganz selbstverständlich wurde ich auch mit einer Auswahl an kühlen Getränken und Snacks verwöhnt. Sie alle
gaben mir den Eindruck und zu verstehen, ich gehöre dazu und es ist eine Ehre, dass wir zusammen diese traditionelle Veranstaltung erleben dürfen. Das gleiche Fest ganz anders, denn ich habe mich
dieses Jahr als Freund unter Freunden gefühlt.
August 2015
26. August: Ein unvergessliches und prägendes Erlebnis
Ja, nun ist sie vorbei, die traditionelle Hochzeit im Ovamboland. Nicht aber das gemeinsame Leben für das Brautpaar und auch nicht meine bleibenden Erlebnisse, Eindrücke und Erinnerungen von
diesem für mich so einmaligen Anlass. Ich habe so viel Neues erlebt und vielleicht war es gerade deshalb für mich so ungewohnt wie bereichernd. Einmal mehr galt es für mich, das Anderssein
versuchen zu verstehen und mich gerade so wie ein Chamäleon der Umgebung anzupassen, mich so zu integrieren, damit ich möglichst nicht (negativ) auffalle und mich trotzdem wohl fühle. Ich habe
versucht die Dinge zu probieren, die ich nicht kannte, auch wenn das nicht immer so leicht war. Das hat einerseits mit Anstand zu tun und ist andererseits ist es auch ein Zeichen von Respekt
gegenüber der anderen Kultur. Ich habe bewundert und es geschätzt, wie engagiert die jungen Menschen bei all den anstehenden Arbeiten selbstständig mithelfen, wie gut sie z.B. Fleisch in der
Hand und ohne Schneidbrett tranchieren können, wie sie mit einer Selbstverständlichkeit nicht nur Hühnchen köpfen, sie anschliessend federn, sondern auch die Knochen des Federviehs, aber
auch Kutteln, Leber und andere Innereien von Rindern als Leckerbissen verspeisen. Der gepflegte Anstand und aufrichtige Respekt vor älteren Menschen und ihr fürsorglicher Umgang mit jüngeren
und schwächeren der Lebensgemeinschaft war für mich sehr beeindruckend. Das Leben ist nicht ausschliesslich etwas Persönliches, nein, es ist ein Miteinander und Füreinander, für Einzelgänger und
Egoisten scheint es keinen Platz zu haben. Es ist mir einmal mehr deutlich vor Augen geführt worden, dass die Maxime für das perfekte Zusammenleben wohl eine Symbiose von Schwarz und Weiss,
von Nord und Süd, sowie die Achtung und das überzeugte und aktive Vorleben von Werten unterschiedlicher Entwicklungsstufen und Kulturen wäre. Ich hatte während den letzten drei Tagen das Gefühl,
etwas erlebt zu haben, das dieser Lebensmaxime sehr nahe kommt und das ich so schnell nicht wieder erleben werde. Und als schönes Beispiel dafür ist die herzliche Freundschaft und Zuneigung, die
sich so einfach zwischen diesem kleinen Mädchen und mir ergeben hat.
Juli 2015
24. Juli: Zwischen den Welten
Der Juli ist schon ein ganz spezieller Monat. Es ist DER Monat im Jahr, wo Regula bei mir in Namibia ist. Wo wir zusammen in Namibia leben und das Leben, die Kultur, die Menschen und
Bedingungen hier zusammen erleben. Ich, inzwischen vertraut mit den Gegebenheiten hier und sie, für die immer noch vieles neu, ungewohnt und fremd erscheint, nutzen die gemeinsame Zeit, um
Eindrücke, Empfindungen auszutauschen und gegenseitig mögliche Erklärungen, Gründe und Antworten zum Anderssein hier zu finden. Es ist auch erstaunlich und erfreulich, dass unsere gemeinsame Zeit
und Beziehung nach jeweils einem halben Jahr Trennung genau so weitergeht, wie wenn wir immer zusammen gewesen wären. Wir haben es uns gewünscht, dass es so sein wird, aber wie so vieles an
diesem Einsatz und gemeinsamen Projekt, zeigt erst die Umsetzung ihr wahres Gesicht. Und je schöner die gemeinsame Zeit hier Namibia ist, umso schwerer fällt auch der Abschied und das wieder
alleine Leben und Erleben in diesen so unterschiedlichen Gesellschaften von Nord und Süd. Auch wenn die Zeit auf eigenen und getrennten Wegen nicht immer einfach war, so haben wir doch in
den letzten 1½ Jahren viele wertvolle Erfahrungen gemacht, die uns in unserer gemeinsamen Entwicklung viel näher und weiter gebracht hat, als wir es je für möglich gehalten
haben.
Juni 2015
15. Juni: Zwei Wochen bis zur Halbzeit
In zwei Wochen ist die erste Halbzeit meines Einsatzes hier im Directorate of Education in Rundu vorbei. Und mit dem Zwischenresultat bin ich mehr als zufrieden, denn das, was ich in den letzten 18 Monaten schon alles erlebt, erreicht und bewirkt habe, hätte ich mir in den kühnsten Träumen als Endresultat nach 3 Jahren gewünscht. Das heisst jetzt aber nicht, dass ich meinen Einsatz vorzeitig abbreche und frühzeitig in die Schweiz zurück komme. Ich bin dann froh, wenn ich in 1½ Jahren im Norden wieder eine Aufgabe finde, die meinen neuen Arbeitgeber und mich gleichermassen fasziniert. Aber bis dann habe ich hier noch einiges, das erledigt werden muss und das ich noch so etablieren will, dass es auch nach meiner Zeit noch sichtbare Spuren hinterlässt. Nachdem wir im letzten Jahr die Finanzbuchhaltung revolutioniert haben, steht dieses Jahr der Einkaufsprozess im Fokus der Revitalisierung und Erneuerung. Und im letzten Jahr geht es dann schliesslich darum, die Veränderungen so zu verinnerlichen, dass die Menschen hier unser Zusammenleben und -wirken und die Entwicklung der letzten 3 Jahre als Segen und nicht als Fluch empfinden. Es soll ihnen möglich sein, die Spuren auf dem eingeschlagenen Weg selbständig fortzusetzen. Und ich stelle mir vor, dass die zweite Hälfte meiner Zeit hier etwas anders verläuft. Nicht nur, dass ich 4 Monate davon Ferien haben werde und dass ich während 6 Monaten davon mit Regula zusammen bin, nein, auch das Abbrechen „meinesZeltes“ und das Abschied nehmen von den Menschen wird dann eine neue Erfahrung für mich sein. Anfangs Juli geht es nun aber zuerst mal mit Regula in die Halbzeitpause, bevor ich mich dann Anfangs August wieder auf dem „Spielfeld“ in Aktion zurück melde.
Mai 2015
20. Mai: Kommunikation und Empathie
Die beiden bekannten - aber oft falsch oder nicht angewandten - "Freundinnen", die Kommunikation und die Empathie, avancierten für mich ganz klar zum dominierenden Thema im Monat Mai. Kommunikation ist einerseits eine zu oft vergessene Massnahme, um Klarheit zu schaffen, sich auszutauschen und Neues zu erfahren. Andererseits wird Kommunikation, verbal wie nonverbal, bewusst und unbewusst oft falsch zum Vorteil der Einen und Nachteil Anderer in Szene gesetzt, so dass sie verletzt, manipuliert, lügt, verwirrt, mobbt und zerstört. Wie "die Waffe" Kommunikation eingesetzt wird, hängt nicht selten auch von der vorhandenen oder fehlenden Empathie ab. Meint man es grundsätzlich und tatsächlich gut mit dem Gegenüber? Und ist unsere Selbstwahrnehmung so ausgereift, dass wir Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person erkennen und verstehen? Und "last but not least", sind wir überhaupt fähig und gewillt unsere eigenen Überzeugungen "zu parkieren" und gelassen sowie unvoreingenommen aus einer sog. Nullposition wertfrei zuzuhören und bewusst versuchen zu verstehen? Im Monat Mai habe ich ganz besonders erlebt, wie Kommunikation und Empathie nicht nur Lösung, sondern auch Problem sein kann.
April 2015
11. April: Das Schicksal ist der Regisseur unseres Lebens
Wenn ich dieses Bild anschaue (an den Epupafällen gemacht) und mich versuche in diese Szene hinein zu versetzen, hinein zu denken und zu fühlen, dann merke ich, wie entscheidend es sein kann, wo
man auf der Erde das Licht der Welt erblickt. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich dabei um das Schicksal des Lebens handelt oder um etwas anderes. Und ich weiss auch nicht, wer oder was
entscheidet, wo das eigene Leben beginnt und welche Chancen man dabei hat. Wenn ich dieses kleine Mädchen betrachte, wie es mich anschaut, mit ihrem traurigen oder zumindest nachdenklichen Blick,
dem eleganten Röcklein und dem für Namibia stimmig orangefarbenen Pullover, die schweren Wasserkanister zur Entlastung der müden Arme kurz auf dem Boden abgestellt, dann wird mir so richtig
bewusst, wie unterschiedlich die Aussichten und Möglichkeiten im Leben eines Menschen sein können. Dann möchte ich dem Mädchen unendlich viel Gutes und Schönes geben, um zu sehen, wie es herzhaft
zu lachen und sich zu freuen beginnt. Aber ich bin machtlos, kann nicht machen, was ich mir für sie wünsche. Und so wird es bei dieser stillen Begegnung bleiben, beide etwas traurig, sie, dass es
so ist, wie es ist, und ich, dass ich nichts dagegen machen kann. Das kleine Mädchen wird ihren Weg weiter gehen, ich auch und wir werden unsere Bestimmung im Leben finden, so wie es
das Schicksal oder etwas anderes es vorgesehen hat.
März 2015
12. März: 25 Jahre Unabhängigkeit Namibia
Am 21. März ist es soweit und Namibia feiert seinen 25. Geburtstag der Unabhängigkeit. Die Geschichte Namibias ist so bewegend, eindrücklich, schrecklich wie auch traurig und jeden Tag merkt man, wie diese junge, jetzt selbständige
Nation versucht sich mit aller Kraft zu entwickeln und seine Ideale Wirklichkeit werden zu lassen. Aber der Weg ist sehr steinig oder hier in Namibia eben sehr sandig und noch so viel Energie
und Anstrengung scheinen zu verpuffen und keine Chance auf Erfolg zu haben, denn zu viele Faktoren, wie sehr hohe Arbeitslosigkeit, extrem ungleiche Einkommensverteilung, schlechte Qualität der
Bildung, grosses Bevölkerungswachstum, starke Übernutzung und Verknappung natürlicher Ressourcen, besonders Wasser, aber auch ineffiziente Verwendung öffentlicher Mittel, hohe HIV-Prävalenzrate,
stark ansteigende Zahl von AIDS-Waisen, und, und, und, sind immer noch allgegenwärtig. Obwohl Namibia als Land mit mittlerem Einkommen (middle income country) gilt, sind die Herausforderungen für eine prosperierende
Entwicklung riesig, wenn nicht gar aussichtslos. Ein neuer Präsident und ein neues Parlament werden das Ruder übernehmen und die Hoffnungen sind ebenso gross, wie
die Aussichten auf Besserung schlecht. Trotzdem - und es ist vielleicht auch richtig so - wird man den 25. Geburtstag gebührend feiern, denn - wer denn sonst? - auch die Namibianerinnen und
Namibianer haben das Recht ihr Land eigenständig und mit Stolz selber zu formen und zu gestalten, auch wenn viele Aussenstehende es ihnen nicht zutrauen.
Februar 2015
4. Februar: Ein letzter Blick zurück ...
... auf das Jahr 2014 und das Bild links offenbart eine unheimlich ereignisreiche und eindrückliche Zeit, die mir in bester Erinnerung bleibt und mich für den Rest meines Lebens prägen wird. Und wer meine Blogs gelesen hat, der oder die wird sich an die eine oder andere unglaubliche Geschichte mit Erstaunen erinnern. Im Monat Februar gilt es nun ein Fazit zu ziehen, was war, gut, hätte anders sein können und was sind die Erkenntnisse daraus, die ich mitnehme auf dem weiteren Weg. Ja, jetzt im zweiten Jahr kann sich einiges wiederholen und die verlockende wie gefährliche Routine beginnt ganz unbemerkt zu wirken. "Gefährliche Routine?", ja, Routine kann dazu verleiten unachtsam zu werden, die Gewohnheit fetter werden zu lassen und träge zu werden. Schlendrian in der Wahrnehmung macht sich breit und die Gefahr das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren wird grösser. Man fühlt sich sicher, weil man vieles schon kennt oder glaubt zu kennen. Ja, vielleicht ist das zweite Jahr sogar schwieriger als das erste, weil auch der "Anfangsbonus" weg ist und man sich, das Umfeld, und umgekehrt, nun besser kennt. Egal, wie auch immer, ich kann mir eigentlich auch gar nicht vorstellen, dass 2015 besser werden kann als 2014. Dies scheint ein echtes "Luxusproblem" in den Augen derer zu sein, die hoffen, dass es eigentlich nur besser werden kann. Wie auch immer, lass es uns beginnen, das 2015, die Gefahren und Risiken sind teilweise bekannt, lass ihnen keine Chance und sei auf der Hut vor Routine und Gewohnheit. Lass uns konzentriert und aufmerksam sein auf dem Weg und auch weiterhin beharrlich mit Kreativität und Innovation das Ziel anpeilen.
Januar 2015
12. Januar: Leben in verschiedenen Welten
Die drei Wochen Urlaub in der Schweiz vom 14. Dezember bis am 4. Januar haben mich deutlich spüren und verstehen lassen, wie unterschiedlich das Leben in Namibia zu demjenigen in der Schweiz ist. Selbstverständlich beschränkt sich dies nicht nur auf Äusserlichkeiten wie das total andere Klima, der beträchtliche Unterschied was der Entwicklungsstand der Infrastruktur anbelangt oder das Zusammenleben der vier Mal weniger Menschen im zwanzig Mal grösseren Namibia. Nein, die Zeit, der Umgang damit und der Inhalt spielt hier eine ganz andere Rolle, denn die Zeit ist omnipräsenter Teil der Gegenwart und nicht hauptsächlich ein kalkulatorischer Faktor in Verbindung mit Geld und Wachstum, um möglichst viel sog. Wohlstand mit ihren nicht ganz günstigen und angenehmen Folgen in Zukunft zu realisieren und zu finanzieren. In diesem Zusammenhang bin ich manchmal auch richtig froh, dass die Afrikaner nicht so schnell und "wiv" sind, denn so bleiben sie vorerst noch von einigen selbstgezüchteten Unannehmlichkeiten und modernen Wohlstandssorgen verschont. Ich bin ja auch nicht gerade "hyper-"gläubig, aber manchmal lässt sich mit etwas mehr Besinnung auf alte Werte und Normen gar nicht mal so schlecht leben. Auf jeden Fall ist es eine unschätzbare Bereicherung für mich, die Möglichkeit zu haben, das Hochentwickelte wie auch das Ursprüngliche aus verschiedenen Welten zu erfahren. Und manchmal resultiert eben aus mehr Swissness (Perfectness=Perfektion) auch mehr "Wertless" (valueless;-)) und umgekehrt. Ja, so hat eben alles seinen Preis, seinen Ort und seine Zeit!